Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Teil 2 - S. 282

1887 - Hannover : Helwing
282 * Die Neuzeit. mit tüchtigen Schützen bemannt, welche die Feinde beschäftigten, während die Reiterei durch jene Furt hinüberging. Jeder Reiter nahm noch einen Fußsoldaten hinter sich aufs Pferd. Bald gingen auch Karl, Ferdinand, Moritz und Alba durchs Wasser. Zuletzt schlug man mit Hülfe der Kähne eine Schiffsbrücke, auf welcher auch das Fußvolk und der Schießbedarf nachkam. Es war ein Sonntagmorgen. Der Kurfürst, welcher behauptete, das kaiserliche Heer könne noch nicht nahe fein, war nach feiner frommen Gewohnheit zur Kirche gegangen. Als er hier die Nachricht von dem Übergänge der Feinde hörte, wartete er doch erst das Ende der Predigt ab. Dann eilte er in einem Wagen von dannen; denn er war so beleibt, daß er fein Roß nur mit Mühe besteigen konnte. Er hoffte, mit feinem Heere Wittenberg zu erreichen; aber Moritz und Alba, an der Spitze der spanischen und italienischen Reiterei, brachten ihn auf der lo47 Lochauer Heide, drei Stunden von Mühlberg zum Stehen. Der Kurfürst konnte nicht daran denken, mit feiner geringen Macht den überlegenen Feind zu schlagen; doch hoffte er, mit feinen Truppen ihn bis zum Abend aufzuhalten, um im Dunkel der Nacht Wittenberg zu erreichen. Aber fein Schicksal wurde noch denselben Abend entschieden. Unter der Anführung von Moritz und mit dem Kriegsgeschrei: „Hispania, Hispania!" stürzte sich die kaiserliche Reiterei auf die sächsischen Reiter und schlug sie zurück. Diese warfen sich ietzt fliehend auf ihr eigenes Fußvolk und brachten es in Verwirrung. Als nun auch das kaiserliche Hauptheer ankam und mit angriff, war die Flucht der Sachsen bald allgemein. Die Verfolgung erstreckte sieb über die ganze Heide, wohl 3000 Sachsen lagen in langer Reibe erschlagen auf dem Schlachtfelde. Der Kurfürst selbst wurde gefangen genommen. Des Kurfürsten Gesicht blutete stark, und sein ganzes Panzerhemd war mit Blut bedeckt; sein Ansehen erregte allgemeines Mitleid. Als er den Kaiser erblickte, hob er die Augen gen Himmel und sagte: „Herr Gott, erbarme dich meiner, nun bin ich hier!" Alba half ihm vom Pferde und führte ihn vor den Kaiser. Der Kurfürst wollte aufs Knie sinken und feinen Blechhandschuh abziehen, um Karl nach deutscher Sitte die Hand zu reichen. Aber Karl litt keins von beiden, sondern wandte sich mit bitterer Miene ab. „Großmächtigster, allergnädigster Kaiser!" sprach der Tiefgebeugte. „So," fiel ihm der stolze Sieger ins Wort, „bin ich nun euer gnädigster Kaiser? So habt ihr mich lange nicht geheißen. Vor Ingolstadt war ich nur Karl von Gent und gewesener Kaiser." Der Kurfürst fuhr fort: „Ich bin Ew. Kaiserlichen Majestät Gefangener und bitte um ein fürstliches Gefängnis." — „Wohl," war die Antwort, „ihr sollt gehalten werden, wie ihr es verdient habt." Der Kaiser verließ das Schlachtfeld mit den Worten: „Ich kam, ich sah und — Gott siegte." c. Folqen her Schlackt. Nach zweitägiger Rast zog Karl über Torgau, das sich sogleich ergab, gegen Wittenberg, wohin des Kurfürsten Gemahlin mit den Kindern geflüchtet war. Hier geriet alles in Verwirrung; die Universität war schon im Winter geschloffen, Melanchthon war gleichfalls nicht mehr anwesend. Aber des Kurfürsten wackere Gemahlin und ihre Sohne beschlossen die Verteidigung der festen
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer