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1. Teil 2 - S. 286

1887 - Hannover : Helwing
286 Die Neuzeit. nach alter Sitte erhalten mußten, entstand eine Meuterei, durck welche Moritz einen Tag aufgehalten wurde. So hatte Karl Zeit, sich zu retten. Nachts ließ er sich, obwohl krank, in einer Sänfte über die schneebedeckten Alpen tragen. Er mußte nachgeben. Auch sein Bruder Ferdinand war insgeheim mit Moritz im Bunde, weil Karl seinen Sohn, den finstern Philipp, zu seinem Nachfolger im Reiche machen wollte, während Ferdinand gleichfalls auf die deutsche Krone hoffte. So kam es zum 1552 Passauer Vertrage, durch welchen vorläufig jeder Kampf aufhörte und die gefangenen Fürsten freigegeben wurden;'das Interim ward aufgehoben, und die vertriebenen Geistlichen kehrten zurück. Moritz' früherer Waffengefährte, Albrecht Aleibiades, ließ sich durch den Passauer Vertrag vom Kampfe nicht abhalten. Zunächst unterstützte er den Kaiser, der leider vergeblich versuchte, Metz den Franzosen wieder abzunehmen, so daß diese wichtige Stadt dem Reiche verloren ging. Sodann brandschatzte er die geistlichen Bistümer am Rheine und in Franken, ließ Städte und Dörfer, Kirchen und Klöster niederbrennen. Als er auch in Braunschweig einfiel, verbündete sich der Herrscher dieses . Landes, Heinrich der Jüngere, mit Moritz, und es kam zur Schlacht bei 1553 Sievershausen (östlich von Hannover), in welcher Moritz zwar siegte, aber seinen Tod fand. Nunmehr neigte alles zum Frieden; schon im 1555 Jahre 1555 kam der Augsburger Religionsfriede zustande, der den Bekennern der augsburgischen Konfession gleiche Rechte mit den Katholiken gewährte. Die Landesherren erhielten Religionsfreiheit und das Recht, in ihrem Gebiete zu reformieren; Unterthanen, welche den Glauben ihres Landesherrn nicht annehmen wollten, sollten ohne Verlust an Freiheit, Ehre und Gut auswandern dürfen. Dagegen mußten die Protestanten nach langem Widerstreben die Forderung des geistlichen Vorbehalts zugestehen, daß nämlich ein geistlicher Fürst, sobald er übertrete, nicht nur seine geistlichen Würden und Befugnisse, sondern ohne weiteres auch seine weltliche Macht und Herrschaft verlieren solle. Hiernach sollten also geistliche Stifter nicht säkularisiert werden. Die Reformierten waren in' diesen Religionsfrieden nicht eingeschlossen. Karl V. übertrug 1556 seinem Bruder Ferdinand die Regierung im Reiche; sein Sohn Philipp Ii. wurde sein Nachfolger in den Niederlanden, Spanien und Neapel; dann zog sich der lebensmüde Greis in das Kloster St. Just (in Estremadura nördlich vom Tajo) zurück, wo er schon 1558 starb. Im Kloster beschäftigte er sich mit Uhrmacherei und soll einst gesagt haben: „Ich, der ich die ganze Welt unter einen Glauben bringen wollte, kann jetzt nicht einmal zwei Uhren auf einen Gang bringen." Ein andermal sagte er: „Unablässig habe ich mit eigenen Augen zu sehen gesucht, daher ist meine Regierung eine stete Pilger-schaft gewesen. Neunmal habe ich Deutschland, sechsmal Spanien, viermal Frankreich, siebenmal Italien und zehnmal die Niederlande besucht; zweimal bin ich in England und ebenso oft in Afrika gewesen und habe elf Seereisen gemacht."
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