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1. Teil 2 - S. 319

1887 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg; die Folgen des Krieges. 319 solche Marter verursachte, daß er oft den Tod geschrieen, aber um jeden Schrei vier Streiche mit der Karbatsche auf die Waden aushalten mußte: ich glaub', der Kerl hätte sich selbst entleibt, wo er seiner Hände hätte gebrauchen können, um dem Schmerze zu entkommen. Einem andern wurde ein Seil mit vielen Knöpfen um die Stirn gebunden und mit einem Knebel hinten zu, über dem Nacken zusammen gedreht, daß ihm das helle Blut zu der Stirne, zu Mund und Nase, auch zu den Augen ausfloß und der arme Mensch als ein Besessener aussah. Ich erschrak ob dieser schrecklichen Plagen und unbarmherzigen Tyrannei und bat den einen Soldaten, daß er doch an Gott und an sein Gewissen denken wolle und der armen unschuldigen Leute etwas schonen. Aber er sprach im Zorne: „Wenn du viel Mitleiden haben willst, bleibst du mein Freund nicht lange; der ist des Teufels, der Mitleiden hat." Eine Plünderungsscene wird in dem berümten Buche Simplicius Simpl i-cissimus von Christoph von Grimmelshausen also beschrieben: „Das erste, was diese Räuber thaten, war, daß sie ihre Pferde einstellten und die Hühner und die Schafe wacker nach einander niedermetzelten. Hernach hatte jeglicher seine besondere Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn, ob zwar etliche ansingen zu sieden und braten, daß es aussah, als sollte ein Banquet gehalten werden, so waren hingegen andere, die durchstürmten das Haus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat, große Packen zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarkt anrichten wollten; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet ; etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, andere dürres Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu schlafen wäre; andere schlugen Öfen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen; Kupfer und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die gebogenen und verderbten Stücke ein, Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, Häfen und Schüsseln mußten endlich alle entzwei. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz ins Maul und schütteten ihm einen Milchkübel voll garstigen Mistlachen-Wassers in den Leib, das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei anderwärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten." Hunger und Nachsucht trieb die geplagten Bauern zu Thaten, vor denen das menschliche Gefühl schaudert. In Schlesien gingen ganze Banden auf Menschenjagd ; ein berüchtigter Führer derselben soll mit eigener Hand 500 Menschen, meist Soldaten, erlegt und mit seinen Genoffen verzehrt haben. In der Scheune eines Dorfes bei Norden in Ostfriesland lagen einst sieben Mansselder der Reihe nach auf Stroh gelagert und schliefen. Da holten der Bauer und sein Sohn eine Leiter herbei, legten sie über die Schlafenden und knieeten darauf. Dann sprang schnell die bereit stehende Frau mit einem großen, scharfen Messer herbei und schnitt den sieben Soldaten der Reihe nach den Kopf vom Rumpfe! Vor dem schlimmsten Gesindel vermochten sich die mit Wall und Graben versehenen Städte noch zu schützen; auch die Landbewohner suchten dort ihr nacktes Leben zu sichern, indem sie ihr Haus und Hos schutzlos den Räubern preisgaben. Die Dörfer wurden ausgeplündert und meistens verbrannt. Rühmte sich doch ein schwedischer General, daß er allein 800 böhmische Dörfer verbrannt habe! Das Vieh ver-
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