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1. Teil 3 - S. 48

1889 - Hannover : Helwing
48 Friedrich Iii. (I.) aber weiter auf die Provinzen, ist ein segensreicher gewesen. Ihr großer Enkel, Friedrich der Große, sagt: „Diese schöne und geistreiche Fürstin war es, die die wahre und gesellschaftliche Feinheit und die Liebe zu den Künsten und Wifsen-schasten nach Brandenburg und Geist und Würde in die von ihrem Gemahle so sehr geliebte Etikette brachte." b. Steuerdrucks das „dreifache Weh"; Tod. Die vielen Kriege, welche Friedrich I. führte, legten dem Lande ungeheure Lasten auf; dieselben wurden aber noch größer durch die Summen, welche der Hofstaat jährlich erforderte. Der König fand an äußerer Pracht und großartigen Festen das höchste Gefallen; er glaubte auch hierin anderen Königen, sogar Ludwig Xiv., nicht nachstehen zu dürfen. Dazu waren aber große Ausgaben erforderlich. Der Minister über die Kleider des Königs erhielt 4 000 Thlr. Iahresgehalt, der Leiter der Hoffeste 6 000 Thlr.; 16 Kammerherren, 32 Kammerjunker, ein Ober-Ceremonienmeister, ein Ober-Herold-meister mit 5 Ober-Heroldräten, Hof - Wappenmalern u. s. w. waren alle mit ansehnlichen Gehältern angestellt. Die königlichen Gesandten mußten an den fremden Höfen durch verschwenderische Pracht glänzen; die Ausgaben für dieselben betrugen 200 000 Thlr. Daher mußten von Jahr zu Jahr die alten Steuern erhöht und neue ausgedacht werden. Zur Feier des Krönungsfestes, die alljährlich stattfand, schrieb man eine Kronensteuer aus, die für die Kurmark allein 5 000 Thlr. betrug; eine Schloßbausteuer von monatlich 6 000 Thlr. wurde während der ganzen Regierungszeit Friedrichs I. erhoben. Ebenso hatte man eine Gesandt-schäftssteuer; 1705 forderte man von jeder Hufe Landes 1^3 Thlr. und außerdem noch Abgaben von Vieh und Gewerben. Jeder Jude mußte für einen Schutzbrief 100 Dukaten zahlen. Die schon erwähnte Kopfsteuer wurde wiederholt ausgeschrieben, dazu kam die Perückensteuer C1/2—1 Thlr.), von der nur Prediger, Lehrer, Studenten, Schüler und Kinder unter 12 Jahren befreit waren und zu deren Eintreibung ein besonderer Perücken-Inspektor angestellt wurde. Nicht minder einträglich war die Einnahme von Schweine borsten, die sämtlich an einen dazu ernannten Beamten abgeliefert werden mußten und von diesem wieder an Bürstenmacher u. s. w. verkauft wurden. In Berlin und einigen anderen Städten mußte auch eine Steuer von den Kutschwagen gegeben werden, durch welche „das kostbare Pflaster der Residenz verdorben werde", während die Berliner meinten, das schlechte Pflaster verderbe ihre kostbaren Wagen. Da trotz aller erdenklichen Steuern die Kassen oft leer waren, fiel man einem Betrüger in die Hände, einem Alchymisten, der die Kunst, Gold zu machen, verstehen wollte. Er wurde glänzend aufgenommen, sogar zum Generalmajor ernannt. Endlich ward er jedoch als Betrüger entlarvt und nach wiederholter Flucht nach Berlin zurückgebracht und in einem Kleide von Goldschaum an einen mit Goldschaum beklebten Galgen gehängt. Noch verderblicher für das Land waren die Betrügereien, deren fti) der Günstling des Königs, Kolb von Wartenberg, und die Minister von Wartensleben und Graf Wittgenstein schuldig machten, die man wohl „das dreifache Weh" nannte. Wartenberg gebrauchte für seine Tafel allein 30 000 Thlr.; seiner anmaßenden
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