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1. Teil 3 - S. 97

1889 - Hannover : Helwing
Seine Verheiratung. 97 versäumte Friedrich aber auch die ernste Arbeit nicht; selbst der trocknen Beschäftigung, Anschläge über die Bewirtschaftung von Domänen rc. anzufertigen, die er bisher immer seine „Galeere" genannt hatte, an die er angeschmiedet sei, gewann er Geschmack ab, nachdem er auf den umliegenden Ämtern umhergereist war und gesehen hatte, was sein Vater dort schon Neues geschaffen und was sich noch schaffen ließe. Verschiedene Vorschläge, die er seinem Vater einsandte, überzeugten diesen, daß sein Sohn ein guter Wirt bereits geworden sei; nun sollte er auch ein guter Soldat werden. Doch bevor der König den sehnlichen Wunsch des Kronprinzen, ihn wieder zum Soldaten zu machen, erfüllte, verlangte er von ihm noch eine sehr schwere Probe des Gehorsams. Der Kaiser wünschte Friedrich möglichst eng mit seinem Hause zu verbinden; deshalb lenkten Seckendorf und Grumbkow die Aufmerksamkeit Friedrich Wilhelms auf eine nahe Verwandte der Kaiserin, auf die Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern. Der König entschied sich sür dieselbe und zeigte seinem Söhne die für ihn getroffene Wahl an. Das war eine schwere Prüfung für den Kronprinzen; er antwortete seinem Vater: „Die Prinzessin mag sein, wie sie will, so werde ich jederzeit meines allergnädigsten Vaters Befehle nachleben." Beim Lesen dieses Briefes traten dem Könige die Thränen in die Augen, und er rief: „Das ist der glücklichste Tag meines Lebens!" Aber er kannte den Kampf nicht, der in Friedrich tobte. „Der König soll bedenken," schrieb dieser an Grumbkow, „daß er sich nicht für sich verheiratet, sondern daß ich es bin, und daß er tausendfachen Ärger davon haben wird, die unglückliche Ehe zweier Personen zu sehen, die sich hassen. Eher bin ich zu allem entschlossen; möge kommen, was da will, ich nehme sie nie! — Noch weiß ich mir zu helfen: ein Pistolenschuß kann mich von allen meinen Sorgen und von meinem Leben befreien." Ruhige Überlegung brachte den Kronprinzen indes auf andere Gedanken, und so fand in Berlin die Verlobung statt. Die Prinzessin Elisabeth war nach des Königs eigenen Worten „itit häßlich, aber auch nit schön, ein gottes-fürchtig Mensch;" ihre Mutter hatte sie so streng erzogen, daß sie in deren Gegenwart nicht den Mund aufzuthun wagte und jedesmal rot wurde, wenn man sie anredete. Gleich bei ihrer ersten Begegnung mit ihrem zukünftigen Gemahle hatte sie von dessen spöttischem Witze zu leiden, so daß der König feinem Sohne gebieten mußte, zärtlich zu fein. Noch am Verlobungstage äußerte Friedrich: „Ich habe durchaus keinen Widerwillen gegen die Prinzessin; sie ist ein gutes Herz, ich gönne ihr alles Gute, aber lieben kann ich sie nicht." Später schrieb er: „Ich werde mich verheiraten, aber hernach nichts weiter als: „Madam, guten Tag und guten Weg! Madam kann thun, wozu sie Lust hat, ich thue, was mir gefällt." Für seine Willfährigkeit ernannte ihn der Vater zum Obersten eines Infanterie-Regiments, das in Ruppin lag, wo Friedrich nun seine Wohnung nahm. Dort entschädigte er sich für die Entbehrungen in Küstrin, und da er mit den kärglichen Mitteln, welche sein Vater ihm gewährte, nicht weit reichte, so mußte Seckendorf ihm immer wieder aus der Verlegenheit helfen. Hoffmeyer und Hering, Handbuch 3. Teil. n
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