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1. Teil 3 - S. 158

1889 - Hannover : Helwing
158 Friedrich der Große. diesem ^Verlangen hartnäckig, sie wollte wenigstens das von ihr besetzte Glatz behalten; als aber Friedrich erklärte, dann werde er sich in Sachsen is Febr.schadlos halten, und als nun auch noch Sachsen von ihr abfiel, gab sie 17bö nach Am 15. Februar wurde von den Bevollmächtigten Östreichs, Preußens und Sachsens auf dem Schlosse Hubertsburg (zwischen Meißen und Leipzig) der Frieden unterzeichnet, durch welchen Sachsen seine deutschen Lande, Preußen mit Schlesien auch die Grafschaft Glatz zurückerhielt, Ostreich aber die brandenburgische Stimme für die Könias-wahl des Erzherzogs Joseph gewann. Das Reich war in den Frieden mit eingeschlossen und „damit ein Krieg beendet, in dem sieben schreckliche ^ahre lang eine Welt in Waffen gerungen hatte, nicht, wie Unkundige glaubten, um Preußen Schlesien zu entreißen, sondern, um das Haus Brandenburg zu vernichten und alles auszurotten, was den preußischen Namen trug." Die Dstreichet räumten nun Glatz, und Friedrich gab Sachsen zurück; doch ehe er dieses Land verließ, trieb er mit aller Strenge die noch rückständigen Steuern ein; auch nahm er mehrere tüchtige sächsische Lehrer Mit nach Preußen und empfahl seinen Soldaten, sich vor ihrer Abreise eine Sachsin als Frau oder Braut anzuschaffen, welchem Befehle viele gern nachkamen. So legte der König also schon jetzt Hand an semem verwüsteten Lande wieder aufzuhelfen. Die Nachricht von dem Friedensschluß erregte überall, besonders in Preußen, die freudigste Begeisterung ; Berlin rüstete sich, den großen König würdig zu empfangen. Dieser aber schrieb an seinen Freund d'argens: „Jeder gute Bürger mag sich des Friedens freuen. Ich armer Greis kehre in eine Stadt zurück, in der ich nur die Mauern kenne, wo ich von meinen Freunden keinen mehr antreffe, wo eine unermeßliche Arbeit meiner wartet und wo ich binnen kurzem die alten Knochen in einem Zufluchtsorte bergen werde, den kein Krieg, kein Unglück und keine Bosheit stören soll." Absichtlich kam der König (30. März) erst abends vor Berlin an, wurde aber schon vor dem Frankfurter Thore von seinen getreuen Bürgern in Empfang genommen und unter nicht enden wollendem Jubel in die Stadt geleitet. Er fuhr mit Ferdinand von Braunschweig in einem Wagen; feierlicher Ernst lagerte auf seinen Zügen; sobald er konnte, entzog er sich dem lärmenden Festgepränge und eilte auf Nebenstraßen ins Schloß. Wenige Tage nachher begab er sich nach Charlottenburg. In die Kapelle des dortigen Schlosses bestellte er seine Musiker und Sänger und befahl, das Lied: „Herr Gott, dich loben wir" anzustimmen. Man erwartete den ganzen Hofstaat und wunderte sich nicht wenig, als der große König ganz allein eintrat, Platz nahm und der Musik zum Ansangen winkte. Als dann mit durchdringender Kraft der Gesang zum Himmel tönte, senkte Friedrich das Haupt und brach in Thränen aus. Der Krieg war zu Ende; aber welche Opfer hatte er gekostet! Über eine Million Menschen war in demselben umgekommen; alle Staaten, welche an demselben teilgenommen hatten, waren mit Schulden überladen — am wenigsten Preußen; — Nord- und Mitteldeutschland waren verheert, am schlimmsten da, wo die Franzosen und Russen gehaust hatten.
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