1889 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hering, Wilhelm, Hoffmeyer, Ludwig
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
206 Kampf gegen die französische Republik.
beliebte, und daß Preußen durch diesen verderblichen Frieden, in welchem es seinen Beruf, Schwert und Schild Deutschlands zu sein, ausgab, mehr verlor, als ein unglücklicher Krieg gekostet haben würde, nämlich sein Ansehen. Ostreich und Rußland schwuren Preußen für seinen Abfall bittere Rache.
d. Die zweite und dritte Teilung Poleus. Während des Krieges hatte Polen seinen Untergang gefunden. Infolge der ersten Teilung hatten wohlmeinende Vaterlandsfreunde auf Mittel gesonnen, wie ihr bedrohtes Vaterland vor dem Untergange zu retten sei. Aus ihr Drängen schloß Polen ein Bündnis mit Preußen, und die Verfassung des polnischen Reiches wurde von den schlimmsten Mängeln befreit: das liberum veto wurde abgeschafft; die willkürliche Behandlung der Bauern und die Bedrückung der Dissidenten sollte aufhören, und eine erbliche, konstitutionelle Monarchie wurde eingeführt. Doch Katharina gab ihr Spiel darum noch nicht verloren; die Zeit, in welcher Östreich und Preußen in einen Krieg mit Frankreich verwickelt waren, benutzte sie, um in Polen zu erreichen, was ihr in der Türkei (S. 203) mißlungen war. Durch russisches Geld bestochen, protestierten die vornehmsten polnischen Magnaten gegen die durch die neue Verfassung ihnen zugemutete Beschränkung ihrer Rechte, entzündeten den Bürgerkrieg und riefen die Russen zum Schutze der alten „polnischen Freiheit" zu Hilfe, die auch sofort mit einem großen Heere erschienen. Östreich und Preußen waren, wie 1772, wieder vor die Frage gestellt: „Wollen wir Rußland den Raub allein lassen, oder an demselben teilnehmen?" Die preußische Regierung hatte von vornherein kein Hehl daraus gemacht, daß sie für die von ihr erwartete Hilfe auf einen Gegendienst, auf die Abtretung von Danzig und Thorn, rechne; da die Polen hiervon aber nichts wissen wollten, lehnte es Preußen jetzt ebenfalls ab. für die Polen das Schwert zu ziehen, um so mehr, da die polnischen Großen selber ihr Vaterland verrieten. Zwar brachten die Vaterlandsfreunde ein Heer zusammen, das unter dem edlen Ko s cius ko tapfer focht, aber der russischen Übermacht unterliegen mußte. König Stanislaus selber ging zu den Russen über, die bald das ganze Land besetzt hatten; der polnische Reichstag hob die neue Verfassung auf und stellte die alte wieder her. Um nun den Russen das ganze Land nicht allein zu lassen, verabredete Friedrich Wilhelm mit der russischen 1793 Regierung eine zweite Teilung Polens und ließ ebenfalls Truppen in dieses Land einrücken. Zur Rechtfertigung dieses Schrittes erließ die preußische Regierung eine Erklärung, daß sie ihr eigenes Land gegen die in Polen schon stark verbreiteten jakobinischen Lehren schützen müsse. Östreich, das diesmal auf die Teilnahme an der Beute verzichten mußte, und England gaben, wenn auch ungern, ihre Einwilligung zu einer abermaligen Teilung Polens, weil Friedrich Wilhelm seine fernere Teilnahme an dem französischen Kriege von dieser Zustimmung abhängig machte. Um der Teilung einen Schein des Rechts zu gebeu? mußte der polnische Reichstag selber die Beraubung des eigenen Landes gutheißen; ein Teil der Abgeordneten war mit Geld bestochen, der andere wurde durch Drohungen eingeschüchtert. Rußland erhielt Litauen, Podolien und die Ukraine, 4000 Qnadratmeilen; Preußen bekam außer Thorn und