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1. Teil 3 - S. 326

1889 - Hannover : Helwing
326 Die Zeit nach den Befreiungskriegen. eines erblichen Reichsoberhauptes mit dem Titel deutscher Kaiser, und in feierlicher Deputation wurde diese Würde Friedrich Wilhelm Iv., 1849 König von Preußen, angetragen. Beim Empfang derselben (3. März) äußerte der König: „In dem Beschlusse der deutschen Nationalversammlung, welchen Sie mir überbringen, erkenne ich die Stimme des deutschen Volkes. Dieser Ruf giebt mir'ein Anrecht, dessen Wert ich zu schätzen weiß. Aber ich würde Deutschlands Einheit nicht aufrichten, wollte ich mit Verletzung heiliger Rechte und meiner früheren ausdrücklichen Versicherungen ohne das freie Einverständnis der gekrönten Häupter, der Fürsten und der freien Städte Deutschlands, eine Entschließung fassen, welche für sie und für die von ihnen regierten deutschen Stämme die entscheidendsten Folgen haben müßte." Brieflich äußerte er sich dem alten Arndt gegenüber, daß er für die angebotene Schattenherrschaft unter dem deutschen Parlament sein starkes preußisches Königtum nicht habe hingeben mögen. Nach des Königs Ablehnung machte die deutsche Demokratie nochmals einen ernstlichen Versuch, die Regierungen zu der Annahme der in Frankfurt beratenen Reichsverfassung zu zwingen. In Dresden vertrieben die Barrikadenkämpfer den König, der in seiner Not den König von Preußen um Hilfe bat. Sofort ruckten zwei Bataillone preußischer Garde ab, welche nach heißem Kampfe — sie mußten mittelst Durchbruchs der Mauern von Haus zu Haus vordringen — die Aufständischen verjagten und die Ruhe wieder herstellten. Am schlimmsten tobte der Aufruhr in Baden und in der bayerischen Rheinpfalz. In der Pfalz war die Stadt Kaiserslautern der Mittelpunkt der Empörung, wo die Republikaner sogar eine provisorische Regierung eingesetzt hatten. Besonders hatten sie es auf den Abfall des Militärs abgesehen, und zwei bayerische Regimenter in Landau gingen auch zu ihnen über. In Baden wurde die großherzogliche Familie' vertrieben; in Rastatt kam es zu einer förmlichen Soldatenempörung, und diese wichtige Bundesfestung siel in die Hände der Demokraten.' Die wildesten Demokraten aller Länder eilten herbei, um von Baden aus die Revolution über Deutschland zu verbreitert. Die militärische Leitung des Aufstandes hatte der polnische Flüchtling Mieroslawski übernommen. Die bayerische und badische Regierung suchten gleichfalls Hilfe bei Preußen und nicht vergebens. Der König schickte seinen Bruder, den ritterlichen Prinzen Wilhelm von Preußen, und seinen Neffen, den Prinzen Friedrich Karl, mit Truppenmacht an den Rhein. Nach schnellen Erfolgen in der Rheinpfalz führte Prinz Wilhelm die Truppen über den Rhein zur Unterdrückung des Aus-standes in Baden. Nach einem entscheidenden Siege bei Waghänsel (21. Juni) ergriffen die Empörer beim Erscheinen der'preußischen'truppen die Flucht; die großherzogliche Regierung wurde wieder hergestellt; die Anstifter der blutigen Empörung flohen ins Ausland. — Am 18. Juni hatte der Rest des Frankfurter Parlaments in Stuttgart seine letzte Sitzung gehalten; es hatte hier als „Rumpfparlament" weiter getagt, bis die württembergische Regierung es auflöste; der Reichsverweser legte sein Amt nieder. Mittelbar hatte die Revolution zur Folge, daß Preußens Macht auch in Süddeutschland festen Fuß faßte durch Erwerbung der
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