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1. Neuzeit - S. 47

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 47 — 2. Was gefällt uns am Kurfürsten Friedrich? a. Seine Unbestechlichkeit und Redlichkeit. Alle Fürsten und Herren suchten aus der Kaiserwahl Kapital zu schlagen und ließen sich daher ihre Stimme oder ihre Mitwirkung mit größeren oder geringeren Summen bezahlen. Diese Bestechlichkeit mißbilligen wir im höchsten Grade. Um so mehr gefällt uns die Unbestechlichkeit des Kurfürsten Friedrich, der auf die Kaiserwahl einen großen Einfluß ausüben und daher nach der Sitte der damaligen Zeit denselben für eine hohe Summe verkaufen konnte. Er aber läßt sich nicht vom Golde blenden, sondern schlägt nach bestem Wissen und Gewissen den Enkel Maximilians I. vor. So verdient er den Zunamen der Weise mit Recht, denn von einem Weisen erwarten wir, daß er den Mahnruf des Dichters genau befolgt: „Nicht an die Güter hänge dein Herz, die das Leben vergänglich zieren!" „Üb' immer Treu und Redlichkeit bis an dein kühles Grab und weiche keinen Finger breit von Gottes Wegen ab." b. Seine Fürsorge für Luther. Kaiser Maximilian hatte ihm warm ans Herz gelegt, den Wittenberger Augustinermönch Martinus fleißig zu bewahren. Diesen Rat hat er genau befolgt; deshalb ließ er es nicht zu, daß sich Luther in Rom verantworten sollte, weil der Kurfürst wußte, daß in Rom dessen Sicherheit gefährdet war. Die Vollstreckung des Bannes gestattete er nicht und drang auch daraus, daß der neue Kaiser Luther vor den Reichstag berief und ihm freies Geleit gewährte. Als Luther mit der schwersten Strafe, der Reichsacht, belegt war, zog er seine. schützende Hand nicht von ihm zurück, obgleich er damit des Kaisers Freundschaft aufs Spiel setzte. Auf der Wartburg empfand Luther die Wahrheit des Bibelwortes: „Ein treuer Freund ist ein starker Schutz; wer den hat, der hat einen großen Schatz." Ohne seinen kurfürstlichen Beschützer wäre Luther zweifellos frühzeitig wie Hus dem Papste zum Opfer gefallen, und das große Werk der Reformation wäre, wie zur Zeit des Hus, im Keime erstickt worden. Wie Luther, der gottbegnadete Schöpfer des Reformationsgedankens, dies am Grabe des Kurfürsten dankbar anerkannte und freudig bekannte, so müssen auch wir ihm jederzeit den schuldigen Dank zollen. 3. Was mißfällt uns am Papst? Wir mißbilligen: . a. Seine Verschwendungs- und Genußsucht. Als oberster Seelenhirt hätte der Papst die Pflicht gehabt, den Christen ein leuchtendes Vorbild christlicher Einfachheit und Genügsamkeit zu geben; aber er zeichnete sich gleich seinen Vorgängern durch Üppigkeit, Prunk-, Genuß-und Verschwendungssucht aus und suchte darin alle weltlichen Fürsten zu übertreffen und zu überbieten. So verdiente er nicht den Namen eines Nachfolgers auf dem Stuhle Petri.
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