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1. Neuzeit - S. 83

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 83 — allen Mitteln, seien sie auch noch so. unlauter und unedel, suchte der Papst samt seinem Anhange Luthers beredten Mund stumm zu machen. Dadurch aber gab sich das römische Papsttum der sittlichen Verachtung aller edelgesinnten Männer preis und vermehrte nur die Menge von Luthers Freunden. e. Durch die auswärtigen Kriege Karls V. Karl V. herrschte über ein Weltreich, in welchem die Sonne, wie er sich zu rühmen pflegte nicht unterging. Wie alle Beherrscher eines Weltreiches, war auch er fast fortwährend in Kriege verwickelt; daher konnte er sich nicht viel um die inneren Angelegenheiten des Reiches kümmern. Dies war für die Ausbreitung der Reformation besonders günstig, da er ihr größter Feind war und sie gern unterdrückt hätte. So konnte sich die Reformation ungehindert verbreiten, bis sie so mächtig geworden war, daß sie auch der Kaiser nicht mehr zu dämpfen vermochte. f. Durch das Wohlwollen der Fürsten. Von Anfang an stand die Reformation und der Reformator unter dem Schutz und Schirm des Kurfürsten von Sachsen. Auch später gedieh sie am meisten unter der Gunst der Fürsten und der Obrigkeiten der Reichsstädte. Damals waren Kirche und Staat noch nicht wie bei uns getrennt, sondern eng verwachsen. Es galt der Grundsatz: Wer die Herrschaft hat, hat auch die Religion. Für die Unterthanen gab es noch keine Glaubens- und Gewissensfreiheit, sie mußten den Glauben ihrer Herren teilen. Karl V. wollte nicht einmal die Glaubensfreiheit der Fürsten und Stände gelten lassen, weil er sich für den Schutz- und Schirmherrn der Kirche ansah; aber durch den S.chmalkaldener Bund und den Nürnberger Religionsfrieden mußte er ihnen dieses Recht zugestehen. Wenn also ein Fürst zur Reformation übertrat, so folgten ihm die Unterthanen entweder freiwillig aus eigner Überzeugung oder gezwungen. So kam es, daß die Reformation solche rasche Fortschritte machte. Mancher Fürst ließ sich wohl auch, wie der Hochmeister Albrecht, von weltlichen Vorteilen leiten, denn ein Teil der eingezogenen Kloster- und Kirchengüter fiel ihm ja Zn, außerdem auch manches Bistum oder manche Abtei. Auf diese Weise vergrößerten manche Fürsten ihre Macht. g. Durch die Heldengröße des Reformators. Obgleich Luther nur ein einfacher Bergmannssohn und anfangs ein schüchterner Klöster-ling war, so schwang er sich doch rasch im harten Kampfe zum größten deutschen Volks-, und Geistes- und Glaubenshelden empor. Seine hinreißende Beredsamkeit, seine treffende Schlagfertigkeit, seine gewaltige Beherrschung der Sprache in Wort und Schrift, sein kühner Mut im Kampfe gegen Papst und Kaiser, feine auf Gottesfurcht gebaute Furchtlosigkeit , seine Entschiedenheit wie seine Besonnenheit und Mäßigung gegen die Ausschreitungen des Volkes, überhaupt seine heldenartige Persönlichkeit flößten dem deutschen Volke bei hoch und niedrig die Lrößte Hochachtung ein und gewannen ihm im Fluge die Herzen der 6*
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