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1. Neuzeit - S. 103

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 103 — testantische Theologen eine Glaubensvorschrift ausarbeiten. Sie sollte nur inzwischen (interim) gelten, bis sich die streitenden Parteien geeinigt hätten. Davon erhielt dieses Glaubensgesetz den Namen Interim. Es gestand den Protestanten nur den Kelch im Abendmahle und die Priesterehe zu. Karl V. hoffte, durch diese Zugeständnisse die Mehrzahl der Evangelischen leicht zu gewinnen; aber darin hatte er sich arg getäuscht; denn das Augsburger Interim stieß auf den lebhaftesten Widerstand und ward arg verspottet: „Das Interim hat den Schalk hinter ihm." Nicht bloß in Sachen des Glaubens wollte Karl V. die Alleinherrschaft führen und das Papsttum nur dem Namen nach fortdauern lassen, nein, er beabsichtigte auch, die kaiserliche Macht über alle Landesfürsten zu erheben, sie völlig unumschränkt zu machen, wie es zu den Zeiten Karls des Großen und Otto des Großen gewesen war. Dadurch stieß jedoch Karl V. auf den Widerstand sowohl der protestantischen als auch der katholischen Reichsfürsten. Insbesondere verletzte er dadurch den Kurfürsten Moritz. Dessen geheime Absicht war es ja gewesen, sich eine solche Macht zu verschaffen, daß er sowohl die Rechte des Reichs und der Fürsten, als auch die evangelische Lehre gegen den Kaiser zu schützen vermöchte. In diesem Bündnisse mit dem Kaiser war auch bestimmt worden, daß die gefangenen Fürsten nach deutschem Fürstenbrauche behandelt und die Protestanten in ihrer Glaubensfreiheit nicht beeinträchtigt werden sollten. Diese Vertragsbestimmungen mißachtete jedoch der Kaiser völlig, denn er bedrückte insonderheit die süddeutschen Evangelischen hart, und es schien, als sollte Deutschland in eine spanische Provinz umgewandelt werden. So groß war der Widerwille der Deutschen gegen die verwilderten Spanier, daß sie alles, was ihnen absonderlich vorkam, spanisch nannten. Spanisch vorkommen, ward seitdem eine gewöhnliche Redeweise. Mit steigendem Unwillen blickte Moritz ans den wortbrüchigen, herrschsüchtigen Kaiser. Sein Haß gegen denselben wuchs von Tag zu Tag, da das deutsche Volk ihm die Schuld an diesen Mißständen zuschob. Schon mehrmals hatte er den Kaiser gebeten, seinen Schwiegervater, den Landgrafen Philipp von Hessen, freizugeben, aber ohne Erfolg. Als nun Moritz ein großes Heer sammelte, um die Reichsacht an Magdeburg zu vollstrecken , wuchs die Aufregung und Erbitterung unter den norddeutschen Protestanten noch mehr; selbst in seinem Lande gärte es. Da entschloß sich Moritz zu einem gewagten Schritte. Heimlich verband er sich mit dem Könige von Frankreich, dem er Metz und andere deutsche Städte versprach. So gestärkt und gesichert, begann er den Kampf mit dem Kaiser. b. Die Niederlage des Kaisers. Rasch schloß nun Moritz mit Magdeburg Frieden und eilte dann in Eilmärschen mit seinem Heere nach Süden. Der Kaiser lag krank in Innsbruck. Als man ihn einst vor Moritz warnte, lachte er, denn es dünkte ihn unmöglich, daß ihn ein plumper Deutscher in der Verstellungskunst und Hinterlist übertreffen.
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