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1. Neuzeit - S. 117

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 117 — von Bayern, dem Haupte der katholischen Liga und dem Gönner der Jesuiten, die ihn gleichfalls erzogen hatten. Für seine Hilfe versprach er ihm die Kurpfalz. Außer Spanien gewann dann Ferdinand noch den evangelischen Kurfürsten Johann Georg von Sachsen, dem er die beiden Lausitzen, welche damals zu Böhmen gehörten, in Anssicht stellte. So konnte Ferdinand mit froher Hoffnung den Feldzug im Jahre 1620 eröffnen. Maximilian sandte seinen erfahrensten und berühmtesten Feldherrn, den Grafen von Tilly, mit einem tüchtigen Heere nach Böhmen. Schnur-straks auf Prag richtete dieser alte Haudegen seinen Marsch. Vor den Mauern der böhmischen Hauptstadt auf dem weißen Berge fielen die Würfel der Entscheidung. Friedrich V. stellte sich nicht an die Spitze seiner Scharen, nin mit ihnen entweder zu siegen oder zu sterben, sondern sah unthätig vom Walle ans dem Kampfe zu. Binnen einer Stunde schlug Tilly Friedrichs Heer in die wildeste Flucht. Anstatt sich in Prag heldenmütig zu verteidigen, floh Friedrich und ließ in der Eile sogar Krone und Szepter zurück. So war die Herrlichkeit des Winterkönigs schon nach einem Jahre verblichen. Die schlimme Ahnung seiner Mutter hatte sich erfüllt. Seine Pfalz sah er nicht wieder; denn der Kaiser belegte ihn mit der Reichsacht. In Holland fand er Zuflucht, wo er auch starb. Mit der unglücklichen Schlacht am weißen Berge war Böhmens Schicksal entschieden. Maximilian zog schon am andern Tage als Sieger in Prag ein, und die Böhmen dachten an keinen Widerstand mehr, sondern nur an die Strafe, welche ihrer harrte. 5. Das blutige Strafgericht des Kaisers über Böhmen. Mit kluger Berechnung wartete der Kaiser, ehe er sein Strafgericht eröffnete, bis die Schuldigsten, welche Böhmen verlassen hatten, wieder zurückgekehrt waren. Hierauf zerschnitt er mit eigner Hand den Ma--jestätsbrief und ließ die Hauptführer des Aufstandes gefangen nehmen. 27 Edelleute endeten an einem Tage auf dem Marktplatze zu Prag. Ihre Güter wurden eingezogen. Viele andere wurden geächtet und ebenfalls ihrer Güter beraubt. Mit ihnen bereicherte der Kaiser seine Kasse und belohnte er seine Anhänger. Nachdem endlich das Morden, Rauben und Plündern ein Ende nahm, begann die gewaltsame Unterdrückung der Reformation. Die evangelischen Kirchen wurden geschlossen, ihre Geistlichen vertrieben, die Schulen samt der Universität zu Prag übernahmen die Jesuiten. Tausende der protestantischen Bewohner wurden von Dragonern in die Messe getrieben. Wer nicht übertrat, wurde verbannt. Gegen 36000 protestantische Familien verließen deshalb das Land. Die Protestanten waren aller bürgerlichen Rechte beraubt. So waren in kurzer Zeit Böhmen, Mähren, Schlesien und Österreich gleich Steiermark der katholischen Kirche wieder erobert. Die Jesuiten hatten abermals einen großartigen Sieg errungen, die Protestanten hingegen eine schmähliche Niederlage erlitten.
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