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1. Neuzeit - S. 134

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 134 — heftigen Gewitters auf der Insel Usedom in der Mündung der Oder. Er war der erste, der den deutschen Boden betrat. Sogleich fiel er im Angesichte seines Heeres nieder auf seine Kniee und betete eifrig und inbrünstig. Diese Andacht rührte seine Offiziere zu Thränen. Zu ihnen sprach der König: „Weinet nicht, meine Freunde, sondern betet. Jemehr Betens, desto mehr Sieges. Fleißig gebetet ist halb gefochten." Sein Heer zählte freilich nur 15000 Mann, aber es waren ausgezeichnete Soldaten, die sich im Polenkriege schon trefflich geübt und abgehärtet hatten. Gustav Adolf hielt sie in strenger Kriegszucht, er befliß {ich, daß bei seiner Armee die gewöhnliche Ruchlosigkeit ausgerottet, die Gottesfurcht hingegen gepflanzt werde. Sein eignes uutadelhaftes Leben leuchtete feinen Streitern als Vorbild voran. Keine Schlacht begann er ohne Gebet, keinen Sieg gewann er, ohne Gott zu danken. Daher führte er stets viele Feldprediger mit sich. Alle Übertretungen ahndete er aufs schärfste. Gotteslästerung, Raub, Zweikampf, Spiel und Unmäßigkeit waren streng verboten. Der schwedische Krieger bezahlte alles, was er brauchte, und schonte das fremde Eigentum. Daher begrüßte auch das Volk die Schweden famt ihrem hochherzigen Könige überall als Retter und Befreier. So war der Befreier und Retter des lutherischen Glaubens mit Gott in Deutschland erschienen. Aber niemand schien sich um ilm zu bekümmern. Die kaiserlichen Soldaten, welche in Pommern lagen, hatten nicht einmal versucht, seine Landung zu verhindern; sie erzählten sich unterdessen allerlei Märchen über die Armseligkeit der schwedischen Ossi-ziere. Selbst am Hose des Kaisers verachtete man den Schneekönig Gustav Adolf, weil man glaubte, daß er bald zerschmelzen würde, je weiter er nach Süden vordränge. Der Kaiser sagte geringschätzig: „Wir haben halt wieder a Feindel mehr auf den Hals bekommen." Nur Tilly erkannte die Kriegstüchtigkeit des Königs von Schweden und die Größe der Gefahr für Ferdinand; denn er erwiderte darauf: „Der König von Schweden ist ein Feind von eben so vieler Klugheit als Tapferkeit, in der Blüte der Jahre, kräftig und abgehärtet. Er hat im Kriege siegen und durch Siege Krieg zu führen gelernt. Sein Heer ist ein Ganzes^ das er wie sein Roß mit dem Zügel regiert. Das ist ein Spieler, gegen den nicht verloren zu haben schon ein Gewinn ist." 4. Welche Hindernisse Gustav Adolf bei seinem Rettungswerke überwinden nutzte. Sofort nach seiner Landung forderte er die evangelischen Fürsten auf, sich zur Rettung ihrer Glaubensfreiheit ihm anzuschließen. Er hatte gehofft, daß diese seinem Rufe freudig und einmütig folgen würden. Darin hatte er sich jedoch sehr geirrt; denn es schlossen sich ihm nur die Herzöge von Mecklenburg, Lüneburg, Lauenburg und Sachsen-Weimar^ sowie der Landgraf von Heffen und die von Tilly belagerte und vom Kaiser geächtete Stadt Magdeburg an. Die übrigen protestantischen
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