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1. Neuzeit - S. 146

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 146 — für uns geleistet hat. Durch den Eingriff in die deutschen Angelegenheiten hat sich der nordische Held eine wahrhaft weltgeschichtliche Bedeutung errungen. Er brachte der Welt das Bewußtsein von der Einigkeit aller Protestanten; er zeigte ihnen die Notwendigkeit, im Kampfe gegen die unduldsamen Katholiken wie ein Mann fest zusammen zu stehen und Gut und Blut für die Erhaltung der Glaubensfreiheit einzusetzen. Den Wert dieses Bewußtseins kann man nur dann richtig ermessen, wenn man an die Uneinigkeit und Unentschlossenheit, an die Verzagtheit und Selbstsucht der deutschen evangelischen Fürsten und Stünde denkt. Allerdings hat dies Gefühl und Bewußtsein der Zusammengehörigkeit und des Zusammenstehens den frühen Tod des nordischen Glaubenshelden nicht lange überdauert. Trotzdem aber hat er nicht umsonst gestritten und gelitten. Wenn es ihm auch nicht beschieden war, die Früchte seiner Kämpfe zu pflücken, das, was er siegreich begonnen hatte, auch glücklich zu gutem Ende zu führen, so blieb doch sein erster glänzender Sieg bei Breitenfeld ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte des großen Glaubenskrieges. Der gesunkene Mut der Protestanten ward neu belebt, die Begeisterung für den evangelischen Glauben wieder entflammt, die protestantischen Fürsten und Stände aus ihrer Unthätigst herausgerissen und zum weiteren Kampfe für ihr Recht und ihre Freiheit begeistert, den katholischen Heerführern der Ruhm der Unbesiegbarkeit geraubt und die Übermacht des Kaisers gebrochen. Von da an konnte Ferdinand Ii. nicht mehr daran denken, das Luthertum in Deutschland auszurotten, von da an war für die Evangelischen die freie Religionsübung vollzogene Thatsache und der westfälische Friede hat schließlich nur das, was Gustav Adolf thatsächlich errungen hatte, rechtlich anerkannt. Was der 17. (7.) September 1631 ausgebaut hatte, das vermochte der 16. (6.) November 1632 nicht wieder auszutilgen, wenn auch die Katholiken ihn zu einem Jubel- und Freudentage umzuwandeln suchten. Gustav Adolf hat somit das unsagbar große Verdienst, für Deutschland die evangelische Freiheit gerettet zu haben und damit ist er der eigentliche Stifter der neuzeitlichen Religionsfreiheit geworden, denn diese baut sich auf der Freiheit auf, die den Evangelischen und Reformierten zuerkannt wurde. So kennzeichnet mit Recht die Inschrift auf seinem Grabmale seine Bedeutung: „In schweren Zeiten trat er die Herrschaft an, Die Gottesfurcht hat er geliebt, Die Feinde warf er nieder, Das Reich erweiterte er, Die Schweden begeisterte er, Die Unterdrückten befreite er, Sterbend triumphierte er."
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