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1. Neuzeit - S. 161

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 161 — werden mit Hunden aufgespürt und mit dem Schwedentrunke und anderen Martern gepeinigt. Auf den meisten Dörfern hörte der Gottesdienst Wochen- oder monatelang auf, und es blieben dort so wenige Leute zurück, daß man selbst die Gestorbenen nicht mehr zur Erde bestatten konnte." 5. Die Verwüstung Deutschlands durch den dreißigjährigen Krieg. Jeder Krieg muß Verwüstungen und Verheerungen anrichten. Während der Schlacht kann der Soldat weder die Felder noch die Wiesen schonen. Die Rosse zerstampfen mit ihren Hufen die grünenden Saaten sowie die reifenden Ähren. Wenn Dörfer oder Städte erobert werden sollen, so ist es oft unvermeidlich, sie in Brand zu stecken, um den Feind darans zu vertreiben. Größer aber als alle diese notwendigen und unvermeidlichen Zerstörungen waren im dreißigjährigen Kriege die Verheerungen, welche die Soldaten aus Mutwillen oder aus Rachsucht oder teuflischer Zerstörungswut angerichtet hatten. Einen schrecklichen Anblick grausiger Verwüstung gewährte Deutschland, als endlich das langersehnte Wort: Friede! durch die deutschen Gaue eilte. Ein Zeitgenosse, der die Schrecken des unseligen Krieges mit erlebt hatte, schildert ihn uns folgendermaßen: Wie jämmerlich stehen nun große Städte! Da zuvor taufend Gassen gewesen sind, sind nun nicht mehr hundert. Wie elend stehen die kleinen Städte, die offenen Flecken! Da liegen sie verbrannt, zerfallen, zerstört, daß weder Dach, Gesparr, Thüren oder Fenster zu sehen sind. Wie sind sie mit den Kircken umgegangen? Sie haben sie verbrannt, die Glocken weggeführt, zu Kloaken, zu Pferdeställen und Marketenderhäufern gemacht und die Altäre besudelt. Ach Gott, wie jämmerlich steht's auf den Dörfern! Man wandert bei 10 Meilen und siehet nicht einen Menschen, nicht ein Vieh, nicht einen Sperling, wo nicht an etlichen Orten ein alter Mann und Kind oder zwei alte Frauen zu finden. In allen Dörfern sind die Häuser voller Leichname und Äser gelegen; Mann, Weib, Kinder und Gesinde, Pferde, Schweine, Kühe und Ochsen, neben- und untereinander von der Pest und vom Hunger erwürgt, voller Maden und Würmer, und sind von Wölfen, Hunden, Krähen und Raben und andern Vögeln gefressen worden, weil niemand dagewesen, der sie begraben, beklagt und beweint hat. So groß ist die Not gewesen, daß die Menschen sich angefallen, geschlachtet und gegessen haben, daß die Armen in den Schindergruben von Aas geschnitten, die Knochen zerschlagen und mit dem Marke das Fleisch gekocht, das schon voll Würmer gewesen. Deutschland liegt in Schmach, Jammer und Armut und Herzeleid; die viel tausendmal tausend armen jungen Seelen, so in diesem Kriege un-Th. Franke, Prakt. Lehrbuch der Deutschen Geschichte. 2. Teil. 11
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