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1. Neuzeit - S. 181

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 181 — 6. Ludwigs Ende. Der Lebensabend des Mannes, der so viel Elend über Europa gebracht hatte, war trübe. Seine unaufhörlichen Kriege hatten die Kräfte des Landes aufgezehrt; das Volk, das ihn früher bewandert hatte, verwünschte feine verschwenderische Regierung und sah in seinem häuslichen Unglück ein göttliches Strafgericht. Er mußte es nämlich erleben, daß seine Kinder und Enkel vor ihm ins Grab sanken, sodaß ihm als Thronerbe nur ein kleiner Urenkel blieb. Zu diesem sagte er auf dem Sterbebette: „Suche den Frieden mit deinen Nachbarn stets zu erhalten; ich habe den Krieg sehr geliebt. Ahme mir darin nicht nach und eben so wenig in den großen Ausgaben, welche ich gemacht habe. Erleichtere die Steuern deiner Unterthanen, sobald du irgend kannst." Als Ludwig endlich tot war, atmete Frankreich auf wie von einer Last, die es zu lange getragen, und die Leiche mußte wegen der Schmähungen und Verwünschungen des Volkes auf Nebenwegen nach St. Denys gebracht werden. B. Besprechung. 1. Wie kam es, daß Frankreich damals eine solche Geißel Deutschlands und Europas werden konnte? a. Frankreich war ein einheitliches Königreich, in welchem alle Kräfte im gegebenen Falle nach einer Richtung hin gelenkt werden konnten; das deutsche Kaiserreich entbehrte dieser Wohlthat. b. Frankreich griff im Westen an, wo ihm nur kleinere Staaten und bloße Städte gegenüberstanden; Österreich aber, das durch seine Größe das Übergewicht im Reiche besaß, hatte damals bereits seinen Schwerpunkt im Osten und wurde dort dauernd von den Türken bedroht. c. Ludwigs Herrschsucht war gepaart mit einer Gewissenlosigkeit, der kein Mittel, welches jener diente, unheilig war; seine Ratgeber aber — sein Beichtvater war ein Jesuit — stachelten seine Raubsucht auch deswegen noch an, weil die geraubten Gebiete vielfach evangelische Einwohner hatten, die nun gleich den Hugenotten bedrängt oder gewaltsam „bekehrt" wurden.
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