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1. Neuzeit - S. 184

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 184 — geistige Ausbildung, und seine fromme Mutter pflanzte in ihn den regen Sinn für Gottesfurcht und strengen sittlichen Lebenswandel. Als sie ihm einst ein Armband schenkte, ließ sie darauf die Inschrift anbringen: „Dieses gebe ich dir zur Versicherung meiner herzlichen Liebe und zu einer Erinnerung, meiner getreuen Vermahnung nicht zu vergessen, Gott und die Unterthanen über alles zu lieben, aller Tugenden dich zu befleißigen, die Laster aber ernstlich zu hassen; so wird Gottes Beistand deinen Stuhl befestigen und aller zeitliche und ewige Segen dir folgen." Diese mütterlichen Mahnworte hat der Kurprinz denn auch stets beherzigt, sie waren ihm ein Licht auf seinem Wege und ein treuer Führer und Warner in seinem ganzen Leben. Um seine Ausbildung zu vollenden, ging er nach Holland auf die Hochschule zu Leyden. Mit den berühmtesten Staatsmännern, Feldherren, Gelehrten und Malern hielt er trauten Umgang und bildete dadurch seinen Geist aus. Wichtiger für seinen zukünftigen Herrscherberus war es wohl noch, daß er hier das Muster eines gut geordneten Staatswesens kennen lernte. Staunend sah er den regsamen Fleiß der Holländer, die sich im Kampfe mit dem Meere Tüchtigkeit, Zähigkeit und Ausdauer erworben hatten. Das ganze Land war wie ein Garten sorgfältig angebaut. Hohe Dämme und Deiche wehrten den wilden Wogen des sturmgepeitschten Meeres das Vordringen in die niedrig gelegenen fruchtbaren Gefilde. Der Ackerbau und die Viehzucht blühten und gediehen. Butter und Käse wurden aus Holland weithin versandt. Der emsig betriebene Gartenbau vermehrte gleichfalls den Wohlstand des Volkes. Welche unermüdliche Thätigkeit herrschte in den Fabriksälen! Welch reges Leben und Treiben belebte die Häsen und Handelshäuser! Die holländischen Schiffe segelten nach Asien und Afrika und brachten von dorther Pfeffer, Zimmt, Nelken, Muskatnuß und andere kostbare Gewürze. Dieser blühende Handel hob den Volkswohlstand in hohem Maße. Die niederländischen Kaufherren wohnten und lebten prächtiger als mancher deutsche Fürst und Gras. So sah der Kurprinz, wie sich das kleine Land durch mustergiltige Ordnung und Gesetzmäßigkeit im Innern, durch den Fleiß und die Tüchtigkeit seiner Bürger Macht, Reichtum und Ansehen erworben hatte, wie die Kunst das Leben ziert und adelt und wie der Friede und die Eintracht in Glaubenssachen nährt und den Wohlstand hebt. Alles das, was er hier in dem glücklichen und gesegneten Niederlande schaute, erfuhr und kennen lernte, das erweckte in ihm den B orsatz, sein verarmtes Und verwüstetes Land ebenso glücklich zu machen. Als sich Friedrich Wilhelm in der Hauptstadt des Landes, in Haag, aufhielt, da wollten ihn leichtsinnige Genossen zu ihrem leichtfertigen Leben verlocken. Aber er blieb standhaft und erwiderte ihnen mit ernster Entschlossenheit: „Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig." Um allen ferneren Versuchungen aus dem Wege zu gehen, verließ er Haag und begab sich in das Feldlager des Statthalters,
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