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1. Neuzeit - S. 293

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 293 — a. Den nachfolgenden Kaisern fehlte in der Regel die Kraft, Sie Macht und die Einsicht, das Kaisertum vor den drohenden Gefahren zu schützen. b. Deutschland war ein Wahlreich. Darum wechselten die Kaisergeschlechter öfter. Jeder Kaiser suchte sich mit Hilfe seiner kaiserlichen Stellung eine Hausmacht zu gründen und vernachlässigte hierbei die Sorge für das Kaisertum. Am nachteiligsten wirkten nach dieser Hinsicht die Habsburger, welche sich mehr um das Wohl ihrer Kronländer uls um die Wohlfahrt des Reiches kümmerten. e. Deutschland bestand aus vielen einzelnen kleinen und großen Staaten. Alle trachteten danach, selbständig und unabhängig zu werden und recht viel Macht dem Kaiser gegenüber zu erringen, aber sie fragten nicht darnach, ob ihr Thun dem Reiche nützte oder schadete. d. Deutschland war in zwei Bekenntnisse gespalten. Wegen der Religion wurden mehrere Kriege geführt, wodurch Deutschlands Macht sehr geschwächt wurde. Die Glaubensverschiedenheit erstickte bei vielen das Gefühl der Zusammengehörigkeit. e. Durch die Unruhen, die Uneinigkeit und Zwietracht, den Haß und Neid der einzelnen Stämme und Bekenntnisse schwand der Gemeinsinn. der Volkssinn, das Vaterlandsgefühl fast vollständig, so daß sich manche Fürsten sogar gänzlich vom Reiche lossagten und mit Napoleon, der Deutschland unter das Joch seiner Knechtschaft beugen wollte, ein Schutz- und Trutzbündnis schlossen. Der Untergang des deutschen Kaisertums und Reiches lag somit in der Verfassung, welche äußerst mangelhaft war, sowie in den Reichsfürsten, welche aus Selbstsucht sich nicht des Reiches annahmen 2. Inwiefern verdienen die Rheinbnndfürsten einen Tadel? Die Rheinbuudfürsten wußten, daß ihr Vorgehen nicht gut zu heißen sei: deshalb verteidigten und entschuldigten sie sich öffentlich in einer Erklärung. Aber ihre Grüude sind nicht stichhaltig, nicht einwandfrei. Um sich gegen die unaufhörlichen Kriege mit Frankreich zu schützen, brauchten sie sich nicht mit ihm zu verbünden; denn nunmehr mußten sie wie Knechte das Schwert gegen ihre Brüder ziehen, da Napoleon immerfort neue Kriege heraufbeschwor. Viel ratsamer und ehrenvoller wäre es gewesen, wenn sie einig und fest zusammengehalten hätten wider den Erbfeind, anstatt sich vor ihm knechtisch zu erniedrigen. So haben sie die Pflichten gegen ihr Vaterland mißachtet: „Immer strebe zum Ganzen, und kannst du selber kein Ganzes werden, als dienendes Glied schließ' an ein Ganzes dich an." „Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an; das halte fest mit deinem ganzen Herzen: hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft." „Wir wollen frei sein, wie die Väter waren."
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