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1. Neuzeit - S. 330

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 330 — ihren 300 Kirchen, deren vergoldete Kuppeln im Sonnenscheine funkelten. Neuer Mut belebte den Kaiser Napoleon samt seinen todmüden Scharen. Bald sahen sie sich völlig enttäuscht. Keine-Behörde erschien, um den Sieger uuterthäuigst auf samtnem Kissen die Schlüssel der Stadt zu überreichen. Zwei Stunden wartete Napoleon voll Ungeduld vor der Stadt; daun hielt er seinen Einzug. Die große Stadt war wie ausgestorben. Denn die meisten Bewohner waren geflohen und hatten die Vorräte fortgeschafft, hingegen die Kerker geöffnet. Nur verkommenes Gesindel trieb sich noch in den leeren Straßen herum. Als sich die Soldaten in ihre Quartiere begaben, fanden sie die Thüren verriegelt und die Fenster verhangen. Mißmutig erbrachen die halbverhungerten Krieger die Häuser und richteten sich notdürftig ein. Napoleon aber bezog die alte Kaiserburg, den gewaltigen Kreml, der sich hoch über das Häusermeer erhob. 5. Der schreckliche Brand von Moskau. Mitte September war die große Armee in Moskau eingezogen, um daselbst in behaglicher Ruhe ihre Winterquartiere zu beziehen. Aber es kam ganz anders. Kaum war die dunkle Nacht hereingebrochen, so züngelten an mehreren Stellen zugleich lichte Flammen gen Himmel. Vergebens bemühte man sich, die gefräßigen Flammen zu löschen. Es fehlte an den nötigen Löschgeräten, denn diese hatten die Russen beiseite geschafft. Der heftige Wind fegte das Feuer tüchtig an und trug es über die ganze Stadt. Bald wogte über den meisten hölzernen Häusern der großen Hauptstadt ein qualmendes Feuermeer. Entsetzen ergriff die französischen Krieger, die nun das schlimmste befürchteten. Mit Grausen starrte selbst der hartherzige Napoleon in das unendliche Flammenmeer. Er ahnte nun, daß die Russen lieber ihre heilige Stadt den Flammen geweiht, als ihm überlassen hatten. Binnen wenigen Tagen lag der größte Teil Moskaus in Schutt und Asche. Erst anhaltende Regengüsse löschten den ungeheuern Brand von Moskau. Nun durchwühlten die raubgierigen Soldaten die Trümmerhaufen nach Schätzen und beluden sich mit den zahlreich entdeckten Kostbarkeiten. Aber nur wenigen war es vergönnt, sich ihfcer zu erfreuen. 6. Der grauenvolle Rückzug der großen Armee. Napoleon befand sich in einer schlimmen Lage. In Moskau konnte er nicht überwintern. Gern hätte er jetzt mit Rußland Frieden geschlossen. Er bot ihn dem Kaiser Alexander unter günstigen Bedingungen an. Absichtlich zögerte Alexander recht lange mit einer be-stimmmten Antwort. Nach etwa 5 Wochen bekam Napoleon die niederschmetternde Antwort: „Solange noch ein Franzose auf russischem Boden stände, könne vom Frieden keine Rede fein; darum folle jetzt der Krieg erst recht anfangen." Voll Ingrimm versuchte er, den Kreml in die Luft zu sprengen, und trat dann Mitte Oktober den Rückzug an. Es war
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