1897 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Franke, Theodor
- Hrsg.: Franke, Friedrich
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Töchterschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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B. Besprechung.
1. Die Bedeutung des Zollvereins.
Der Zollverein war für die fernere Entwicklung Deutschlands sehr wichtig. Durch ihn wurde zunächst ein besserer und leichterer Absatz für die Waren erzielt, die innerhalb des Zollvereinsgebietes hergestellt
und verkauft wurden. So belebte sich der Handel und die Industrie, insbesondere nahm die Flußschiffahrt, die vornehmlich unter den
hemmenden Zollschranken schwer zu leiden gehabt hatte, einen neuen Aufschwung, so z. B. die Rhein- und Elbschiffahrt.
Durch den Zollverein erhielten die Verbündeten Staaten bedeutende Einnahmen. Die Zölle flössen nämlich in eine gemeinsame Kasse und wurden dann nach Maßgabe der Bevölkerungszahl unter die Staaten verteilt. Da fortan alle Waren nur an den äußern Grenzen und nur einmal nach der Stückzahl oder dem Gewicht, nicht mehr nach dem Werte, verzollt wurden, so vereinfachte sich das ganze Zollwesen so, daß die Unterhaltungskosten sich bedeutend verminderten. Der Gewinn kam
den Staaten zu gute.
Innerhalb des Zollvereinsgebietes wurde das Bedürfnis nach Einheit der Münzen, Maße und Gewichte lebhaft gefühlt und auch allmählich befriedigt.
Der Zollverein war der erste Schritt zur deutschen Einheit. Durch ihn wurden die deutschen Staaten fester verknüpft. Deutschland war ein gemeinsames Handelsgebiet. Jedermann erkannte die Vorteile der wirtschaftlichen Einigung und wünschte, daß ihr noch die staatliche Einigung folgen möchte. So ward durch den Zollverein der deutsche Einheitsgedanke neu belebt und gestärkt. Man begann nun einzusehen, daß Preußen, nicht mehr Österreich, berufen sei, die Einigung Deutschlands zu bewirken. Wie sehr die wirtschaftliche Einigung die staatliche vorbereitet hat, sagt uns folgendes Gedicht von Hoffmann von Fallersleben:
„Schwefelhölzer, Fenchel, Bricken,
Kühe, Käse, Krapp, Papier,
Schinken, Scheren, Stiefel, Wicken,
Wolle, Seife, Garn und Bier,
Pfefferkuchen, Lumpen, Trichter,
Nüsse, Tabak, Gläser, Flachs,
Leder, Salz, Schmalz, Puppen, Lichter,
Rettig, Rips, Raps, Schnaps, Lachs, Wachs!
Und ihr andern deutschen Sachen,
Tausend Dank sei euch gebracht!
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