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1. Neuzeit - S. 395

1897 - Leipzig : Wunderlich
richteten sich nach Osten, woher der Kronprinz kommen mußte. Bange fragte einer den andern: „Kommt er noch nicht?" „Ist er da?" Sechs Stunden lang hielt die Heldenschar in dem furchtbaren Kugelregen standhaft aus. Sie schien eine Beute des Todes zu werden. Wie Wellington bei Waterloo sehnsüchtig die Ankunft Blüchers erwartete, so harrte auch Wilhelm mit Spannung dem Eingreifen seines Kronprinzen. Aber wie Blücher ward auch der Kronprinz von dem aufgeweichten Boden im raschen Vorwärtseilen gehemmt. Bis an die Achsen sanken zuweilen die Geschütze ein. Endlich um zwei Uhr langte er auf dem Kampfplatze an. Wie ein Lauffeuer durcheilte diese frohe Kunde die preußischen Reihen und entflammte von neuem ihren Mut. Vergessen waren Hunger, Durst und Ermattung. Die ganze Linie rückte vor. Von drei Seiten wurden jetzt die Österreicher angegriffen und heftig bestürmt. Der Kronprinz nahm Chlum, den Mittelpunkt der feindlichen Hauptmacht, sodaß diese den Rückzug antreten mußte. Selbst die tapferen Sachsen, die heldenmütig unter ihrem Kronprinzen Albert fochten, mußten weichen. Je länger, desto mehr artete der Rückzug in wilde Flucht aus. Um den fliehenden Feind hart zu verfolgen, stellte sich der greise König Wilhelm selbst an die Spitze seiner Reiterei. Hierbei geriet er in Lebensgefahr, sodaß ihn Graf von Bismarck bat, sich doch nicht allzusehr dem Feuer auszusetzen. Freundlich erwiderte er: „Ich kann doch nicht davonreiten, wenn meine brave Armee im Feuer steht." Die Feinde retteten sich eiligst nach der Festung Königgrätz. Gegen Abend konnte Moltke seinem obersten Kriegsherren siegesstolz verkünden: „Eure Majestät haben nicht nicht bloß die Schlacht, sondern den ganzen Feldzug gewonnen." Die Soldaten aber meinten: „Dem König gerät's." Unter Freudeuthränen umarmte der König seinen siegreichen Sohn und schmückte seine Brust mit dem Verdienstorden, der höchsten Auszeichnung für Feldherren, denn seinem rechtzeitigen und thatkräftigen Eingreifen war der herrliche, entscheidende Sieg hauptsächlich zu verdanken. Doch bedeckten 9000 Preußen, teils tot, teils verwundet, die Walstatt; die Österreicher hatten noch größere Verluste erlitten, außerdem über 20000 Gefangene und 180 Geschütze eingebüßt. „Der Tag von Königgrätz hat schwere Opfer gekostet, aber er ist ein Ehrentag für die ganze Armee, auf welche das Vaterland mit Stolz und Bewunderung blickt," sagte Wilhelm in seinem Tagesbefehle an das Heer. 6. Das Ende des Krieges mit Österreich. Die Preußen verfolgten das geschlagene Heer Benedeks unermüdlich und ließen es nicht wieder zum Stehen kommen. Unter kleineren Gefechten drangen sie unaufhaltsam bis Preßburg und bis in die Nähe von Wien vor. Die schöne Donauhauptstadt war den Siegern säst wehrlos preisgegeben. Es nützte dem Kaiser Franz Joseph nichts, daß seine Südarmee die Italiener geschlagen hatte;■ wollte er nicht alles aufs
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