Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Von der Französischen Revolution bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts - S. 88

1912 - Langensalza : Beltz
oo Die Herrschaft Napoleons. Durch die unglückliche Schlacht von Frieblanb kam Königsberg in französische Hänbe Wir sinb vorn Feinde gebrängt, und wenn die Gefahr nur etwas näher rückt, so bin ich in die Notwenbigkeit versetzt, mit meinen Kinbern Memel zu verlassen. Der König wirb sich wieber mit dem Kaiser (Alexanber von Nußlanb) bereinigen. Ich gebe, sobalb bringenbe Gefahr eintritt, nach Riga; Gott wirb mir helfen, den Augenblick zu bestehen, wo ich über die Grenzen des Reiches muß. Da wirb es Kraft erforbern; aber ich richte meinen Blick gen Himmel, von wo alles Gute und Böse kommt, und mein fester Glaube ist, er schickt nicht mehr, als wir 1 ragen können' Noch einmal, bester Vater, wir gehen mit Ehren unter, geachtet von Nationen, und werben ewig Freunbe haben, weil wir sie verbienen. Wie beruhigenb dieser Gebanke ist, läßt sich nicht sagen. Ich ertrage alles mit einer solchen Ruhe und Gelassenheit, die nur Ruhe des Gewissens, reine Zuversicht geben sann. Deswegen seien Sie überzeugt, bester Vater, daß wü nie ganz unglücklich sein können, und daß mancher, mit Kronen und Glück bebrücft, nicht so froh ist, als wir es sinb. Gott schenke febem Guten den Frieden in seiner Brust, und er wirb noch immer Ursache zur Freube haben. Noch eins zu Ihrem Troste, daß nie etwas von unserer Seite geschehen wirb, das nicht mit der strengsten Ehre verträglich ist und nicht mit dem Ganzen gehet. Denken Sie nicht an einzelne Erbärmlichkeiten. Auch Sie wirb das trösten, das weiß ich, so wie alle, die mir angehören. Ich bin auf ewig Ihre treue, gehorsame, Sie innig liebende Tochter Luise." Ii. Frühling 1808. „Bester Vater! Mit uns ist es aus, wenn auch nicht für immer, boch für jetzt! Für mein Leben hoffe ich nichts mehr. Ich habe mich ergeben, und in biefer Ergebung, in biefer Fügung des Himmels bin ich jetzt ruhig, und in solcher Ruhe, wenn auch nicht irbisch glücklich, boch, was mehr sagen will, geistig glückselig. Es wirb mir immer klarer, daß alles so kommen mußte, wie es gekommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbar neue Weltzustänbe ein, und es soll eine andre Orbnung der Dinge werben, ba die alte sich überlebt hat und in sich selbst als abgestorben zusammenstürzt. Wir sinb eingeschlafen auf den Lorbeeren Friebrichs des Großen, der, der Herr seines Jahrhunberts, eine neue Zeit schuf. Wir sinb mit ihr nicht fortgeschritten, beshalb überflügelt sie uns. — Das siehet niemanb klarer ein als der König. Noch eben hatte ich mit ihm barüber eine lange Unter« rebung, und er sagte, in sich gekehrt, wieberholentlich: „Das muß auch bei uns anders werben." Auch das Beste und Überlegteste mißlingt, und der französische Kaiser ist wenigstens schlauer und listiger. Wenn die Russen und die Preußen tapfer wie die Löwen gefochten hatten, mußten wir, wenn auch nicht besiegt, boch das Felb räumen, und der Feind blieb im Vorteil. Von ihm können wir vieles lernen, und es wirb nicht verloren sein, was er getan und ausgerichtet hat. Es wäre Lästerung, zu sagen, Gott sei mit ihm; aber offenbar ist er ein Werkzeug in des Allmächtigen Hctnb, um das Alte, das kein Leben mehr hat, das aber mit den Außenbingen fest verwachsen ist, zu begraben.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer