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1. Der Weltkrieg - S. 16

1915 - Leipzig : Wunderlich
— 16 — Rußland nicht, auch nicht bor Österreich, wohl aber vor Deutschlands tapferem und vermehrtem Heere. Doch nun schwur Rußland blutige Rache dem Deutschen Reiche. Aber es brauchte noch Zeit und stellte sich daher freundlich. Doch das war nur Heuchelei. Alle Russen dachten nur noch an den Krieg gegen Deutschland, Österreich und die Türkei. Nun ward das russische Heer mächtig vermehrt; der letzte Jahrgang der dienenden Truppen ward bis Ostern unter den Fahnen gehalten und so hatte Rußland eine Dienstzeit von vierthalb Jahren. Selbst die Flotte verstärkte Rußland. Dazu baute es noch viele Bahnen, besonders nach der Westgrenze zu. Frankreich streckte neue (2y2) Milliarden vor. Geradezu sieberhaft rüstete Rußland. Unaufhörlich mehrten sich die russischen Truppen längs der deutschen und österreichischen Grenze. Da gingen (zu Neujahr 1914) deutsche Offiziere nach Konstantinopel, um das türkische Heer nach deutschem Muster auszubilden. Das paßte natürlich den Russen gar nicht. Sie drohten offen mit Krieg. Auf unsern Rat gab die Türkei etwas nach; denn sie brauchte ja noch Zeit. Aber um so mehr mußten auf Rußlands Geheiß die unruhigen Serben gegen Österreich hetzen und in Bosnien und Kroatien wühlen, ja sie mußten endlich sogar den österreichischen Thronfolger meuchlings ermorden. Außerdem hatte Rußland schon seit langem die Rnthenen in Galizien und der Bukowina gegen Österreich aufgehetzt und zahlreiche Spione und Verräter gedungen, sogar unter den Offizieren (wie den tschechischen Oberst Redl). Deshalb glaubte man eben in Rußland, daß es nicht schwer satten werde, Österreich zu zerschmettern. Die Rnthenen, Tschechen und Serben würden sich jedenfalls bald Rußland anschließen. Die russische Kriegspartei hatte die Oberhand; der Zar mußte stch ihr fügen. Rußland rief nun viele Hunderttausend seiner Reservisten und Landwehrleute ein und behielt den letzten Jahrgang fast ganz unter den Waffen. Mindestens schon vom Mai 1914 an ratterten unaufhörlich vollbesetzte Militärzüge von Osten nach Westen. Sogar die sibirischen Truppenteile wurden an die deutsche und österreichische Grenze geschafft. So befand sich Rußland schon lange vor dem Morde in heimlicher Mobilmachung. Mancher Deutsche in Rußland erfuhr davon, mancher reifte nach Hanfe, andre blieben sorglos in Rußland, zu ihrem Verderben. Rußland fühlte sich nun gerüstet und gewappnet. Die Zeitungen traten srech gegen Österreich und Deutschland aus. Jetzt sollte das morsche, altersschwache Österreich zertrümmert und das große allslawische Reich aufgerichtet werden. Europa sollte (wie 1808) unter das Zarentum und die britische Weltmeerherrschaft geteilt werden. Der Krieg war fest beschlossen. Aber noch fehlte ein Vorwand. Da platzte in Serajewo die Bombe. Das war ein willkommener Anlaß. Österreich mußte einschreiten und an Serbien harte Bedingungen richten. Der serbische Kronprinz Alexander drahtete an den Zaren: „Wir hoffen fest, daß auch
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