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1. Der Weltkrieg - S. 217

1915 - Leipzig : Wunderlich
— 217 — wir wollen Deutschland nicht mit den Waffen besiegen. Der Hunger soll es auf die Knie zwingen. Darum setzen wir uns über alles Völkerrecht weg. Mögen in Deutschland Tausende und abermals Tausende des Hungers sterben. Uns rührt das nicht. Je mehr von diesen verruchten Deutschen verenden, um so besser; desto weniger Soldaten und Arbeiter kann es ausstellen. Wir betrachten Deutschland als eine belagerte Festung. Wir erklären Deutschland samt Österreich für allen Handelsverkehr gesperrt. So lebte Napoleons Handelssperre England gegenüber neu auf. Napoleon verbot, mit England in Warenaustausch zu treten. Der Krieg hob natürlich allen Warenaustausch unter den feindlichen Staaten auf. Aber England untersagte auch den neutralen Staaten, uns Lebensmittel und andre Waren zu liefern. Es übte also eine furchtbare, entsetzliche Tyrannei aus. Ganz konnte es freilich nicht allen Warenaustausch mit Deutschland und Österreich unterbinden. Aber die meisten neutralen Staaten fügten sich dem englischen Gebote. Selbst Rumänien verbot die Ausfuhr seines Getreides nach Österreich und Deutschland, obwohl seine Bauern dadurch Schaden erlitten. Man muß sich nur darüber wundern, daß sich die neutralen Staaten diese ungeheuerliche Tyrannei Englands gefallen ließen. Selbst die großen Vereinsstaaten von Nordamerika beugten sich dem britischen Joche und ließen sich die Schmach britischer Handelsspione bieten. Deutschland kam durch diese Handelssperre in eine große Klemme. Es hatte wohl seine Landwirtschaft tüchtig entwickelt. Aber sein Getreide und Vieh reichten doch nicht ganz aus zur Ernährung seiner Bewohner. Es hatte daher stets einen Teil der Lebensmittel von auswärts und auch von Übersee bezogen. Diese durchaus nötige Zufuhr fiel nun fast ganz weg. Was sollte da geschehen? Sollten wir vor dem britischen Aushungerungsplan die Waffen strecken? Sollten wir uns zerstückeln lassen? Nie und nimmermehr! Wir mußten uns nun in unsrer Ernährung einschränken. Alle Bestände an Mehl, Getreide, Kartoffeln und sonstigen Lebensmitteln wurden aufgenommen. Dann bekam jede Familie ihre Mehl- und Brotkarten. Das Brot ward mit Kartoffelmehl versetzt, die Kuchenbäckerei wesentlich eingeschränkt. Zuletzt durfte Weißgebäck nur noch aus eingeführtem Mehl oder aus fremdem Mehl hergestellt werden (von Tapioka usw.). Dazu ward das Getreide stärker ausgemahlen als sonst. Das Mehl wurde zwar etwas schwärzer, aber auch gehaltreicher. Das tägliche Brot ward in der Kriegszeit knapper und teurer, aber es reichte aus. Die neue Ernte wurde gleich von Anfang an aufgenommen und beschlagnahmt. So scheiterte der britische Aushungerungsplan. Freilich fehlte es nun stark an Futtermitteln, weshalb die Viehzucht zurückging, namentlich hatte sich der Schweinebestand sehr stark vermindert. Die Viehpreise stiegen ungemein. Für das Brot wurden
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