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1. Deutsche Geschichte von der ältesten Zeit bis zum Ende des Großen Krieges - S. 105

1901 - Halle : Gesenius
— 105 — 16. Bis über dem Müden der Mordstahl blinkt Und er auf Leichen niedersinkt 17. Und sterbend flüstert: „Der Mannentreu’ Lohn! — Dem Lande den Herzog, — dem Herzog die Krön’!“ I. Lesen durch den Lehrer und Totalauffassung. H. Lesen durch die Schüler und Gliederung. I. Str. 1—7. Die Verwundung des Herzogs und die Fürsorge seines Mannen. 2. Str. 8—11. Die Rettung des Herzogs durch seinen Mannen. 3. Str. 12—17. Die Verteidigung der Flucht des Herzogs und der Mannentod. Iii. Erläuterung zu den drei Teilen. Wal = Schlacht (Walstatt = Schlachtfeld). Der ausgeschnittene Speer: ein Wurfspeer. Klaffender Spalt: breite Wunde. Berggrat = schmaler Bergkamm, Gipfel. Dickicht = undurchdringlicher Wald. Spur, hier — Weg mit Fufsspuren. Adlerhelm = Helm von Eisen, Eisenkappe, an den Seiten mit aufrecht stehenden Adlerflügeln geschmückt. Pass = enger Zugang. Anspeien der Feinde: Ausdruck tiefster Verachtung, die nur durch den Tod des Verächters gerächt wird. Iv. Besprechung. V. Wiedergabe der drei Teile und nochmaliges Lesen durch die Schüler. Vi. Vertiefte Wiedergabe des Ganzen. Die Franken hatten einst einen Eroberungszug ins Baiuwarenland gemacht und kämpften mit den Baiuwaren in einer blutigen Schlacht an der Isar, in welcher der Herzog Garibald schwer verwundet wurde. Sein treuer Dienstmann Odilo rettete den Lehnsherrn nach dem nahen Walde, schnitt ihm den Wurfspeer aus der Wunde und verband diese. Da er aber erkannte, dafe sein Herr noch nicht in Sicherheit sei, so mahnte er ihn zur Flucht, half ihm aufstehen und stützte ihn beim Bergansteigen. Bald aber musste er erkennen dass ihn bei dem nur langsamen Fortkommen die Feinde erreichen würden’ deren Speere schon herüber flogen und deren Kriegsgeschrei ganz nahe ertönte! Kurz entschlossen nahm er daher, als er nirgends Hilfe sah, den Herzog auf den Bücken und trug ihn bergauf ins Waldesdickicht hinein, von wo aus der Verwundete leichter entkommen konnte. Dann stellte er sich an den schmalen Zugang, um die Flucht seines Herrn zu verteidigen, drückte den Helm mit den Adlerflügeln in die Stirn und erwartete mit Schild und breitem Schwert die Feinde. Der starke und mächtige Mann kämpfte bis die Nacht hereinbrach. Die Franken, die seine Tapferkeit ehrten, boten ihm Gnade an, aber Odilo hasste und verachtete sie. Er wollte keine Gnade, er wollte seinem Lehnsherrn den Dank für das ihm geliehene Gut dadurch abstatten, dass er für ihn starb, um nicht etwa der Gewalt oder der Versuchung folgen und gegen ihn handeln zu müssen. Darum spie er die Gegner an; denn er wusste, dass es dann keine unade für ihn gab. Aber als er endlich auf die Leichen der von ihm getöteten Franken sterbend niedersank, da hatte er das Bewusstsein: seine Mannentreue wurde belohnt dadurch, dass er durch seinen Tod dem Lande den Herzog und dem Herzoge die Krone gerettet hatte. (Das Beispiel dieser ausführlichen Wiedergabe zeigt zugleich, welche Momente bei der Betrachtung und Besprechung vorher in logischer und ethischer Beziehung zu beachten sind.)
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