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1. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 56

1902 - Halle : Gesenius
— 56 — gut und prächtig und überließ das Regieren seinem Rate, dem katholischen Grafen von Schwarzenberg. Am liebsten wäre der Kurfürst in dem Großen Kriege neutral geblieben, das heißt, er hätte sich gern keinem der Kriegführenden angeschlossen. Aber das brachte gerade viele Leiden über Brandenburg. Denn nun achteten weder der Kaiser noch seine Gegner des Landes. Die Heere beider zogen durch das brandenburgische Gebiet, und dafür, daß es verschont würde, mußten Geld und Lebensmittel in Menge gegeben werden. Und trotzdem kam Mord und Plünderung allenthalben vor. Endlich, als die Schweden herüberkamen, zwangen sie den Kurfürsten ein Bündnis mit ihnen abzuschließen. So lange sie siegreich waren,^ ging es der Mark gut. Dann, als sie geschlagen wurden, kamen die Kaiserlichen. Graf Schwarzenberg redete nun seinem Herrn ein, es wäre vorteilhaft, mit dem Kaiser Frieden zu schließen. So wurde denn Brandenburg wieder neutral, ohne daß sich die Leiden des Landes milderten. Wie es damals in und bei Berlin aussah, darüber schreibt ein kurfürstlicher Rat folgendermaßen: „Die gute Stadt Berlin und Köln ist durch das Kriegselend so herabgekommen, daß sie nicht mehr denn sechstausend Einwohner zählt und hatte doch zwanzigtausend. Es sind darinnen mehr leere als bewohnte Häuser. Vor den kurfürstlichen Reitern ist kein Stück Vieh sicher, und es müssen die besten Äcker unbestellt bleiben. In vielen Dörfern und andern Städten hat man Land und Häuser den Bürgern genommen und den Offizieren geschenkt. Diese leben herrlich und in Freuden. Oft haben sie keine Mannschaft, bekommen aber doch ihren Gehalt. Und die Mannschaften haben, lassen sie hungern, sodoß die Soldaten desertieren müssen. Die Kirchen und Schulen sind ohne Prediger und Lehrer; denn diese können nicht bezahlt werden, weil Berlin und Köln durch die Kriegssteuer verarmt ist. Also lebt die liebe Jugend und wächst aus wie das Vieh. Der Handel hört auf; denn die Warenzüge werden geplündert. Das Land ist eine Wüste." Dem Elende konnte weder der Kursürst noch sein Minister Schwarzenberg steuern. Ja dieser bestimmte zuletzt seinen Herrn, mit dem Kaiser einen Bund abzuschließen und die brandenbnrgischen Regimenter in des Kaisers Dienst zu stellen. Nachdem der Kurfürst dieses getan hatte, verließ er Berlin und begab sich nach Königsberg in Preußen. Jetzt hatte Schwarzenberg ganz freie Hand. Er schaltete und waltete wie er wollte, und damit auch der Kurprinz in seine Gewalt käme, ließ er diesen aus Holland, wo er weilte, zurückrufen. Da starb plötzlich der Kurfürst im Jahre 1640. Die brandenbnrgischen Länder bestanden bei seinem Tode ans drei Teilen: Brandenburg, Kleve - Mark - Ravensberg und Preußen. Es
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