Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 112

1902 - Halle : Gesenius
— 112 — Und allein um meinetwillen meine Heimat liegt verheert; — Heute las ich in der Bibel: „Alles Fleisch hat sich verkehrt." 2. Von des Rheines Ufern leuchtet sprühend rot der Flammen Schein: Mannheim, Worms und Speier rauchen, und die Bürger heulen drein; Brandgeschwärzt stehn nur die Dome; Feld und Weinberg stampft das Roß, Und gesprengt ward unbarmherzig meines Vaters fürstlich' Schloß. 3. König Ludwig, großer König, wehre deinem wilden Heer, Deinen Schleudrern von Petarden, deinen Panzerreitern schwer! Gnadeflehend dir zu Füßen bitt' ich: Säuft'ge deinen Haß; Laß nicht hausen deine Feldherrn wie den argen Satanas! 4. All mein Flehen ist verschwendet, denn des Königs Ohr ist taub. — War7 es nicht des Herrgotts Wille, fiel dem Wahnsinn ich zum Raub. O warum hat mich dem Gatten, ungeliebt und unerwählt, Warum hat dereinst der Vater mich dem Orleans vermählt! 5. Eines alten Lieds gedenken muß ich aus der Jugendzeit: „Wechsel ist in allen Sachen, Trauern folgt auf Fröhlichkeit!" Teure.bilder kehren wieder aus dem schönen Vaterland, Aus dem lieben Neckartale, das mir Blütenkränze wand: -6. Peterskirch' und Neckarbrücke, der Studenten Sapienz, Unsers Schlosses Blumengarten, wo wir oft gespielt im Lenz, Auch der Wolfsbrunn, wo wir fischten feiste Karpfen aus dem Teich, Und der Blick vom hohen Söller auf das gute deutsche Reich! 7. Meiner Jugendspiele Stätten sind verwüstet und verbrannt; All mein Lebtag muß ich klagen um mein fröhlich' Pfälzerland. Zwanzig lange, harte Jahre bracht' ich bald in Welschland hin; Ehrlich deutsch bin ich geblieben, eine treue Pfälzerin. 8. Welsch zu flüstern, welsch zu liebeln, meiner Seele nie gefiel; Schmach dem eiteln Lasterleben, durchgeschwelgt in Tand und Spiel! — Keinem einzigen der Männer, keiner einzigen der Frau'n, Nur den Briefen kann ich nächtlich, was das Herz bewegt, vertrau'n. 9. Unversöhnlich ist der Schwager, zürnt der Tränen halber mir; Eher kann man Löwen zähmen als des Königs Ländergier. Wär' ich doch das ärmste Mädchen in Kurpfalz auf stiller Flur: Wer das Sachen will vertreiben, mag nach Frankreich freien nur! I. Vorsprechen durch den Lehrer, Vermittelung des Totalrindrucks. Ii. Lesen durch die Schüler. Iii. Behandlung mit Erläuterungen und Überschrift nach jedem Abschnitte. Abschnitt 1. (Str. 1 u. 2.) Erläuterung. Alles Fleisch hat sich verkehrt. Da Ludwig die Pfalz um der von ihm erhobenen Ansprüche seiner Schwägerin willen verheeren läßt, so kann es scheinen, als ob diese selbst sich gegen ihr eigenes Land, gegen ihre stammverwandten Pfälzer gewendet, die Verwandtschaft (bildlich Fleisch) sich also in Feindschaft verkehrt habe. Ferner: Indem der König so gegen die Pfalz wütet, wütet er auch gegen seine Verwandte (bildlich sein eigenes Fleisch). Also hat sich auch hier das Fleisch, die Verwandtschaft in Feindschaft umgewandelt.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer