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1. Leitfaden für den geschichtlichen Unterricht - S. 54

1881 - Berlin : Wohlgemuth
— 54 — sprach die Kirchenversammlung über Huß das Urteil. Sie verordnete, daß er als Ketzer verbrannt und verdammt und seines priester-lichen Standes entsetzt werde. Dieser Ausspruch wurde sofort an ihm vollzogen. Er wurde nach der Richtstätte geführt. Zwei Diener nahmen ihn in die Mitte, zwei Henkersknechte gingen voran, zwei gingen nach. Der Zulauf des gemeinen Volkes war so groß, daß man das Thor schließen mußte. Kaum war Huß auf dem Platze angekommen, wo er den Flammentod erleiden sollte, so fiel er auf seine Kniee und betete. Dann befestigten ihn die Henker mit feuchten Stricken an einen Pfahl und zündeten den Scheiterhaufen an. Während dessen trug ein Bäuerlein Holz zu dem Scheiterhaufen. Huß lächelte und fprach: „O heilige Einfalt!" Nach der Verbrennung des Leichnams luden die Henker die Asche nebst der tief ausgegrabenen Erde aus Karren und warfen sie in den Rhein, damit auch die letzte Spur dieses heiligen Zeugen der Wahrheit auf immer vertilgt werden möchte. Das Mädchen von Orleans. (1430.) Unter der Regierung Karls Vi. befand sich Frankreich in einer traurigen Lage. Der König warminderjährig; seine Oheime stritten sich um die Regentschaft und drückten das Volk mit harten Steuern. Als Karl die Regierung selbst übernahm, verfiel er bald in Wahnsinn. Endlich erlöste der Tod den unglücklichen König von seinen Leiden (1422). Ihm folgte sein Sohn Karl Vii. Seine sittenlose Mutter schloß ihn von der Thronfolge aus und übertrug die Krone Heinrich Vi. von England, der erst acht Monate alt war. Vereint brachen nun die Engländer und Burgunder gegen Karl Vii. auf. Die Franzosen erlitten eine so bedeutende Niederlage, daß sie einen großen Teil von Frankreich preisgeben mußten. In dieser Not erschien dem Könige Karl ein rettender Engel. Ein Bauernmädchen, Johanna d'arc aus Domremy in Lothringen, genannt die Jungfrau von Orleans, kam zu dem unglücklichen Könige, als dessen Feinde zur Belagerung der Stadt Orleans schritten, und gab vor, daß sie von Gott gesandt sei, ihm zu helfen. Zu diesem Zwecke verlangte sie ein Schwert aus einer benachbarten Wallfahrtskapelle. Karl behielt das Mädchen bei sich, ließ ihr eine Rüstung machen und eine weiße Fahne, auf welche Gott selbst mit einer Weltkugel gemalt war. So zeigte er sie dem Heere, welches nun unbesiegbar zu sein glaubte. Jetzt schrieb die Jungfrau an die Anführer der Engländer und befahl ihnen, die Belagerung von Orleans aufzuheben und Frankreich zu verlassen. Die Engländer lachten; aber im Herzen war ihnen ganz anders zu Mute. Abergläubisch waren sie, so gut wie die Franzosen. Johanna führte nun ihre Soldaten nach Orleans. An der Spitze des Heeres befand sich die Jungfrau mit der weißen
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