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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 15

1871 - Braunschweig : Wreden
— 15 — Iii. Nachdem sich Cyrus die Krone der Meder erstritten und Persien zum herrschenden Reiche erhoben hatte, dehnte er seine Herrschaft nach allen Richtungen hin weiter aus. Sein Leben war bis zu seinem Tode ein beständiger Kampf. Während er in einem Kriege gegen einige nördliche Barbarenvölker begriffen war, rüstete ein mächtiger Fürst ein Heer gegen ihn. Es war der König Krösus von Lydien in Kleinasien, ein Schwager des Astyages. Weit und breit war er berühmt wegen seiner unermeßlichen Schätze. Er hielt dafür, daß es unumgänglich nothwendig sei, der wachsenden persischen Macht zu begegnen, ehe sie unwiderstehlich würde; fürs Andere aber trieb ihn auch der Wunsch zum Kriege, seinen Schwager Astyages an Cyrus zu rächen. Vor seinem Ausbruch schickte er nach Delphi, einer Stadt in Griechenland; da war ein Tempel des Apollo, und die Priester desselben standen tu dem Rufe, daß die Götter durch ihren Mund die Zukunft offenbarten. Solche Weissagungen nannte man Orakel. Krösus ließ prachtvolle goldene Gesäße und andere Geschenke nach Delphi bringen und fragen, welchen Ausgang der bevorstehende Krieg nehmen würde. Da ward ihm der Spruch: „Zieht Krösus gegen die Perser, so wird ein großes Reich vernichtet werden." — Welches Reich gemeint sei, war nicht gesagt. Krösus, durch das ihm bisher hold gewesene Glück verwöhnt, deutete sich den Onckelspruch zu seinen Gunsten und drang mit seinem Heere in das persische Reich ein. Eine Schlacht, die Cyrus ihm lieferte, brachte keine Entscheidung. Nun kehrte Krösus nach Lydien zurück, indem er beschloß, Persien im nächsten Jahre mit einem gewaltigeren Heere zu überziehen. Dazu aber ließ ihm Cyrus nicht Zeit. Er brach vielmehr in Lydien ein, und war der Hauptstadt Sardes nahe, ehe K r ö s n s es ahnte. Krösus rückte mit seinem Heere dem Feinde entgegen, verlor die Schlacht, darnach auch die Hauptstadt und gerieth in die Gewalt des Cyrus. Dieser vernrtheilte ihn zum Feuertode auf einem Scheiterhaufen. An einen Pfahl gebunden und schon von den Flammen bedroht, rief Krösus: „O Solon, Solon, Solon!" Cyrus, begierig, den Grund jenes Rufes zu vernehmen, befahl das Feuer zu löschen und den König ihm vorzuführen. Auf seine Frage, was er mit jenem Rufe gemeint habe, antwortete Krösus: „O König, es mag der Menschen wenige geben, die vom Glück so hoch erhoben und vom Unglück so tief gebeugt wurden, als es mir geschah. Ich besaß ein großes Reich, an Gold und Schätzen konnte kein Fürst sich mit mir vergleichen. Ich hielt mich für den glücklichsten Menschen. Da besuchte mich eines Tages ein weiser Mann aus Griechenland, Solon ist sein Name. Ich zeigte ihm alle meine Schätze und fragte ihn darnach, wen er für den glücklichsten Menschen halte. Er nannte den atheniensischen Bürger Tellus, denn, sagte er, dieser sei in Ehren alt geworden, und sei dann rühmlich für fein Vaterland gestorben. „Aber nach Tellus?" fragte ich ihn darauf. Da nannte er zwei griechische Jünglinge: Kleobis und Bitou und fügte hinzu: Ihre Mutter, eine Priesterin, wollte zum Tempel fahren. Da aber die Stiere ausblieben und sie bekümmert darüber war, spannten die
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