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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 19

1871 - Braunschweig : Wreden
— 19 - dessen Vater Zeus war, der oberste der griechischen Götter. Schon in der Wiege bekundete der Knabe seinen göttlichen Ursprung. Denn als des Götterkönigs Gemahlin, Hera (Juno), die ihm feind war, zwei gewaltige Schlangen in seine Wiege sandte, um ihn zu todten, ergriff er diese und erwürgte sie. Zeus gewann eine besondere Vorliebe für den schönen kraftvollen Sohn und verlieh ihm Unsterblichkeit. Auch Amphitryon, der sterbliche Pflegevater des Götterkindes, erkannte bald die große Bestimmung desselben und befragte den weisen Seher Tiresias nach der Zukunft des Knaben. Dieser sagte ihm, er werde an dem Knaben, obgleich derselbe nicht sein Sohn sei, große Freude erleben, denn demselben sei von Zeus die Bestimmung gegeben, die Welt von Ungeheuern zu befreien und dadurch ein Wohlthäter der Menschheit zu werden. Da beschloß Amphitryon, den Knaben in allen Künsten von den besten Meistern unterrichten zu lassen. Im Speerwerfen, im Bogenschießen, im Faustkampf, im Ringen und anderen kriegerischen Uebungen machte er solche Fortschritte, daß er, kaum zum Jünglinge herangewachsen, schon alle seine Lehrmeister weit übertraf. Achtzehn Jahre alt, überragte er an Größe und Stärke alle Bewohner des Landes. Herrlich war der junge Held in seiner Kraft und Wohlgestalt anzuschauen; aber entsetzlich war der Blick seines Auges, wenn er, was leicht geschah, in Zorn gerieth. In dieser Zeit geschah es, daß er einst einsam auf dem Gefilde umherwandelte; da näherten sich ihm an einem Scheidewege zwei Frauengestalten, die eine reizend und von strahlender Schönheit, aber mit einem Blicke, der Weltlust und Leichtsinn bekundete, die andere minder schön, züchtig und bescheiden mit himmlischem Frieden und Sittsamkeit im Auge. „Wer bist du?" fragte Herakles die erstere. „Meine Freunde" sprach sie, „nennen mich das Vergnügen, meine Feinde aber das Laster. Folge mir. Ich mache die Menschen glücklich. Leicht ist es, meine Wünsche zu erfüllen. Suche das Vergnügen und genieße, wo sich Gelegenheit dazu darbietet, dann wird dich Jeder lieben." Erröthend sprach die andere, welche weniger schön war: „Ich fordere viel von dir. Ich führe dich in Arbeit und Gefahren, aber verheiße dir Unsterblichkeit, Ehre und Ruhm bei Göttern und Menschen, wenn du meiner Leitung dich anvertrauest und dich übst in Selbstüberwindung und in Entsagung." Herakles erkannte in jener die Stimme der Sinnlichkeit und in dieser die der Tugend. Wenn auch sein jugendliches Herz der Freude entgegenschlug, so entschloß er sich doch schnell: stieß die erstere von sich und wählte die Tugend zu seiner Führerin. Auf ihren Rath fragte er das delphische Orakel, was er zu thun habe, und dieses verkündigte ihm: „Gehe zum Königeenristheusin Mycenä und verrichte zwölf schwere Arbeiten, die er dir auferlegen wird." Dem Götterspruche sich beugend und ebenso von dem glühenden Verlangen erfüllt, sich durch hohe Thaten Ruhm und Unsterblichkeit zu erwerben, ging er zu Eurystheus, um die zwölf mühevollen Arbeiten zu bestehen und dadurch der Wohlthäter des Menschengeschlechts zu werden. Zuerst gab ihm der König auf, einen furchtbaren Löwen zu todten, der im Walde bei Nemea hauste. Lange suchte Herakles vergebens nach dem Löwen. Endlich erblickte er ihn und schoß seine Pfeile aus ihn ab. Der 2*
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