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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 174

1871 - Braunschweig : Wreden
— 174 — sem Füllen, ihn zu bewirthen, herbergt ihn mit heiliger Gastfreundschaft drei Tage lang, läßt ihn in Frieden ziehen — und dann, nach einem andern heiligen Gesetz, erschlägt er ihn, wenn er kann. Die Araber sind nicht redselig, eher schweigsam, aber beredt, wenn sie einmal sprechen Sie lieben die Dichtkunst, und ihre Dichter hielten schon in alter Zeit Wettkämpfe auf den Märkten von Mekka und Okadh. Noch leben manche ihrer Gesänge im Munde des Volkes. Im Ganzen ist also der Charakter dieses Volkes ernst und zur Schwärmerei geneigt; das einsame Leben in der weiten stillen Wüste, deren Gleichförmigkeit nur selten unterbrochen wird mag viel dazu beitragen. In diesem Lande und unter diesem Volke ward Mohammed geboren. Er entsproß einer Familie des vornehmsten Stammes der Araber des Stammes der Koreischiten, aus welcher die Männer erwählt wurden, die Meffa regierten und die Aussicht über den Tempel, Kaaba*) genannt führten. Seinen Vater Abdallah verlor Mohammed in seinem erstens seine Mutter Amin a im sechsten Lebensjahre, worauf er der Sorge seines 100jährigen Großvaters übergeben ward. Nach dessen Tode kam der Knabe neun Jahre alt, in das Haus und in die Zucht seines Oheims Abu Thales der ein thätiger Kaufmann war und den Knaben schon frühzeitig auf seinen weiten Handelsreisen mitnahm. Der Knabe wuchs indeß in voller Schönheit zum feurigen Jüngling heran. Das Feuer feiner schwarzen Augen, seine edle Haltung, die Würde und Hoheit in seinen Mienen, feine hinreißende Beredsamkeit zogen Aller Augen auf ihn und ließen in ihm den künftigen Herrscher ahnen. Ueber-all erwies Mohammed sich tüchtig im Leben, Alles gedieh ihm, was seine Hand unternahm. Jedermann war ihm zugethan. Die mit ihm reisten, wußten, daß sie an ihm den zuverlässigsten Gefährten hatten^ daher sie ihn „Al Amin, den Getreuen," nannten. Vom 25. bis zum 40. Lebensjahre führte er die Handelsgeschäfte einer reichen Kaufmannswittwe, Namens Chadidscha. Treu und gewissenhaft verrichtete er hier, was fein übernommenes Amt von ihm forderte. Seine Tüchtigkeit und die Hoheit feines Wesens gewannen ihm das Herz der reichen Wittwe, und nach kurzer Zeit segnete der Priester den Herzensbund beider ein. Er erwies sich im Hanse als treugesinnter Gatte, als sorgsamer Hausvater und nach außen gegen seine Mitmenschen als teilnehmender Helfer und Rather. Und dennoch gewährte ihm das Leben selbst Genüge nicht Ihn beschäftigten mehr als des Lebens wechselnde Gestaltungen die ungelösten Räthsel der Geisteswelt, des Zusammenhangs des menschlichen Seins mit dem Urborn alles Seins. In seinen Geschäften hatte er oft weite Reisen gemacht und ferne Länder durchzogen und die Menschen, ihre Sitten und ihre Religion fleißig beobachtet. Mit tiefem Schmerze sah er den Verfall vaterländischer Sitten und die Zwistigkeiten der Stämme unter einander. Da trieb ihn *) Dieser berühmte Tempel ist über einem schwarzen Steine erbaut, der vom Himmel herab gefallen sein soll und über einer Quelle, aus der Hagar. die Magd Abrahams, mit ihrem Knäblein Jsmael getrunken haben sollen.
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