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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 188

1871 - Braunschweig : Wreden
— 188 - allerlei Ränke, während Deutschland darniederlag, von den Franzosen zurückgenommen wurde. Auch gegen seine östlichen Nachbarn, die Wenden, die die Grenzen seines Reiches oft beunruhigten, zog er aus und eroberte ihre Hauptstadt Brannhbor (Brandenburg) und errichtete dort die Nordmark, aus welcher späterhin die Mark Brandenburg, das Stammland des preußischen Staates, entstand. Den schwersten Kampf hatte er jedoch mit den Ungarn zu bestehen. Die Ungarn oder Magyaren waren nach der Beschreibung der Zeitgenossen ein wildes Volk, das mit den alten Hunnen mehr Aehnlichkeit hatte, als mit den heutigen Magyaren. Braungelb von Farbe, klein von Gestalt, mit nacktgeschornem Schädel und kleinen tiefliegenden, unheimlich funkelnden Augen, rastlos beweglich, ein Reitervolk, von rohem Fleische lebend, das schnell ansprengend seine Pfeile abschießt und dann in verstellter Flucht aus einander stiebt — so werden sie dargestellt. Was ihre Furchtbarkeit vermehrte, war, daß sie jeden Feind, der in ihre Hand fiel, erschlugen ; denn sie glanbten, in jenem Leben von so viel Sklaven bedient zu werden, als sie Feinde in diesem erlegt hatten. Weiber und Kinder wurden von ihnen in großer Anzahl fortgeschleppt; man sah die Frauen und Töchter der Fürsten, Freien und Knechte, mit den Flechten ihrer Haare unter einander zusammen gebunden oder an den Schweis der Pferde gefesselt und alle zu gleicher Sklaverei verdammt, ihren Zügen folgen. Daß dies Volk ungestraft feine Einfälle Jahr aus Jahr ein in Deutschland wiederholen durste, hatten sie nicht der geschwächten Tapferkeit der germanischen Völker, sondern der Uneinigkeit der Fürsten und ihrer eignen ungewohnten Kampfesweife zu danken. Was vermochte das schwerbewaffnete deutsche Fußvolk mit feinen Streitäxten gegen diese leichtberittenen Schwärme? Es war wie der Kampf eines Vierfiißlers mit einem Raubvogel. Auch unter Heinrich wiederholten sich ihre Verwüstungszüge, und sie drangen tief, bis nach Westfalen vor. Der König konnte ihnen keinen genügenden Widerstand leisten. Doch gerieth zum Glücke ein Ungarfürst in feine Hände. Durch dessen Freilassung ohne Lösegeld und das Versprechen eines jährlichen Tributs erlangte Heinrich einen neunjährigen Waffenstillstand. Der Tribut war freilich eine herbe Bedingung; aber nur auf diesem Wege zeigte sich Rettung. Der König nutzte diese Zeit aufs Beste. Zunächst war er auf Ordnung im Reiche bedacht, indem er die Fehden und Räubereien, die, so oft das Reich im Verfall war, sich wie Wucherpflanzen verbreiteten, mit Strenge unterdrückte. Sodann fing er an, Häuser zu bauen und hier und da eine größere Anzahl derselben mit Mauern und Gräben zu umgeben. Solch' eine ummauerte Stätte nannte man Stadt oder Burg. Ihre Bewohner hießen Bürger. Aber es war leichter, Städte zu bauen, als Bewohner für dieselben zu finden; denn die Deutschen wohnten lieber auf dem Lande. Sie sagten: „Sollen wir uns lebendig begraben lassen? Die Städte sind nichts anderes, als Gräber." Da befahl Heinrich, die Leute sollten loosen, und je einer aus neun, den das Loos treffe, sollte vom Lande in die Stadt ziehen. Damit sie das aber um so lieber thun möchten, gab er den Städten
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