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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 192

1871 - Braunschweig : Wreden
— 192 — aufgestellt war, und Orgel und Gesang begannen die hohen Wölbungen zu durchbrausen. Welche Gedanken mochten da die Seele des Königs füllen? Daß er dem gleichen möchte, der dort unten in der Gruft des Domes auch auf goldenem Stuhle saß und dessen Dom ihn ausgenommen hatte. Nach Beendigung der kirchlichen Feier begann das prächtige Krönungsmahl im Palaste Karls des Großen. Otto saß mit den Erzbischöfen an einer marmornen Tafel; die Fürsten und Bischöfe nahmen an andern Tischen Platz, und aus den Gallerten stand eine dichtgedrängte Volksmenge, begierig, den Neugekrönten und sein herrliches Fest zu schauen. Und wahrlich, der königliche Jüngling war des Schauens werth, groß und edel von Gewalt, mit hoher, von blonden Locken umwallter Stirn, mit blitzenden Augen und breiter männlicher Brust. Was der Krönnngsseier diesmal besonderen Glanz verlieh, war, daß der neue König von den Herzögen bedient wurde: der von Franken überreichte ihm die erste Schüssel als Truchseß, der von Schwaben kredenzte ihm als Mundschenk den ersten Becher, der von Lothringen hatte als Kämmerer für die Bewachung im Allgemeinen und der von Bayern als Mar sch all für die Rosse und Reisigen des Königs zu sorgen. Es sind dies die vier Erz-ämter, die nachmals von den vier weltlichen Kurfürsten regelmäßig ausgeübt wurden, und wodurch die höchste Herrlichkeit des Königs über alle Fürsten Dentschlanbs ausgebrückt wird^ " Otto hatte die Herzöge mit werthvollen Geschenken hulbreich entlassen, dennoch kehrten sie mit Groll im Herzen heim; beim sie fühlten, daß der Mann, neben dem sie am ersten Tage klein erschienen waren, sie auch ferner mit gewaltiger Hand niederhalten würde. Der Geist der Zwietracht und Empörung regte sich gleich vom ersten Jahre der Regierung an wieder an allen Orten. Die Großen trugen wenig Lust, sich unterzuordnen, wie es doch zum Heile des Ganzen nothwendig war. Besonders herrschte zwischen den Franken, die für das erste Volk in Deutschland galten, und den emporgekommenen Sachsen, die nun auf dem Königsthrone faßen, eine Stammeseiferfucht, die auch nach Otto's Regierung noch nicht erloschen war. So sehen wir denn Otto, wie einst Karl den Großen, säst die ganze Zeit seiner Regierung hindurch auf dem Schlachtfelde, allein überall war er siegreich und schmetterte feine Feinde zu Boden. Er glich einem Löwen, nicht nur an Kraft, sondern auch an Ebelmuth, benn großmüthig verzieh er dem Feinde, der ihn um Gnade anflehete und suchte ihn oft sogar durch Wohlthaten sich zu verbinden. Sein erster Zug ging gegen den heidnischen Herzog Boleslaw von Böhmen, der trotzig die Hiulbigung verweigerte und feinen eigenen Bruder, den christlichen Herzog Wenzeslaw, in Prag erschlagen ließ. Otto übergab diesen Kamps einem tapfern Sachsen, Namens Hermann Billung, der zwang den Böhmenfürsten zur Unterwürfigkeit. Diesem Billung übertrug Otto sein eignes Herzogthum Sachsen, um sich selbst mehr den Pflichten seines Herrscheramtes über ganz Deutschland hingeben zu können. Dann trachtete Otto darnach, die im Osten wohnenben Slaven (Wenben) zu Christen und zu Deutschen zu machen. Er entriß ihnen das tzanb bis an die Oder und stiftete die Bisthümer Havelberg und Branden-
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