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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 195

1871 - Braunschweig : Wreden
— 195 — Zu seinem Nachfolger hatte er seinen Sohn Heinrich Iv. ernannt und in Aachen in einem Alter von vier Jahren zum deutschen Kaiser krönen lassen. Als der Knabe 6 Jahre alt war, starb der Vater. Da übernahm seine Mutter Agnes für ihn die Regierung. Aber die deutschen Fürsten mochten nicht einem Weibe Unterthan sein. Da beschloß der ehrgeizige, finstere und strenge Erzbischof Hanno von Köln, den jungen Heinrich der Mutter zu entreißen und dadurch die Regierung in seine Hand zu bringen. Er lud deshalb die Kaiserin und ihren Sohn zu einem Feste ein, das zu Kaiserswerth am Rheine gefeiert wurde. Nach dem Essen beredete er den Knaben, ein schönes Schiff zu besehen, das er erst kürzlich hatte erbauen lassen. Aber kaum hatte der muntere Knabe dasselbe bestiegen, so stießen die Ruderer auf einen Wink des Erzbischofs vom Lande und ruderten mitten in den Rhein. Der Knabe ahnte Verrath und sprang plötzlich in die Flut; er wäre sicherlich ertrunken, wenn nicht ein Gras von Braunschweig ihn mit eigner Lebensgefahr herausgezogen hätte. Nun suchte man ihn durch gute Worte zu beruhigen und brachte ihn nach Köln in den Palast des Erzbischofs. Alle Bemühungen der betrübten Mutter, den Sohn wieder zu erhalten, waren umsonst. Hanno machte sich zum Vormunde des Knaben, erzog ihn in großer Strenge und ohne Liebe und ließ ihn oft hart züchtigen. So ging es drei Jahre. Da mußte Hanno eine Reise nach Rom unternehmen, und während seiner Abwesenheit bemächtigte sich ein anderer hoher Geistlicher, der Erzbischof Adalbert von Bremen, des Knaben, der nun seine weitere Erziehung übernahm. Dieser verfuhr mit Heinrich ganz anders. Er ließ ihm die zügelloseste Freiheit, ja, er trieb ihn in den Strudel toller Lust und sinnlicher Genüsse. Auch pstanzte er ihm die heftigste Abneigung gegen das Volk und besonders gegen die Sachsen ein, mit denen der Bischof selbst viel Streitigkeiten hatte. Diese Behandlung hatte für Heinrich die verderblichsten Folgen: der junge König lernte die edle Kunst der Selbstbeherrschung nicht, wurde leichtsinnig, hochmüthig und charakterschwach. Als der Knabe 15 Jahre alt war, wurde er für mündig erstatt und heirathete Bertha, die schöne und edle Tochter des Markgrafen von Susa, welche ihm schon sein Vater bestimmt hatte. Nun war der Knabe Regent des größten Reiches. Sogleich trat er als stolzer, üppiger Herrscher auf und besonders ließ er die Sachsen seine Hand schwer fühlen, welche ihm sein Erzieher Adalbert als trotzig und widerspenstig geschildert hatte. Er banete in ihrem Lande allenthalben Burgen und Schlösser, und drückte das Volk durch seine übermüthigen Soldaten. Die vorzüglichste der Festen war die Harzburg, nächst Goslar Heinrichs Lieblingsaufenthalt. Von hier aus soll der stolze König einst ins Land gerufen haben: „Sachsen ist ein schönes Land, aber die, welche es bewohnen, sind Schalke" (d. i. elende Knechte). Dabei drückte Heinrich das Volk der Sachsen mit schweren Abgaben und drückenden Frohndiensten. Dadurch wurde das sächsische Volk von Tag zu Tag mehr empört und bereitete mit den Thüringern, die Heinrich ebenfalls drückte, einen Aufstand vor, an dessen Spitze der tapfere Graf Otto von Nordheim stand, den der König, auf eine falsche Anklage hin, seines Herzogthums Bayern beraubt hatte. 13*
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