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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 201

1871 - Braunschweig : Wreden
— 201 — In den weiten und festen Mauern des Tempels haben Tausende Rettung gesucht; aber der Tempel wird erstürmt, und die Unglücklichen werden erschlagen. Das Blut fließt in Strömen. 10,000 Feinde sind getödtet; aber noch ist das Morden nicht zu Ende. Nur Gottfried hält sich fern von diesem Würgen. Barfuß, ohne Helm und Panzer eilt er in die Kirche zum heiligen Grabe, um dem Herrn für den errungenen Sieg zu danken. Nach drei Tagen endlich endet Mord und Plünderung. Nun werden die Straßen gereinigt; die Sieger waschen das Blut von ihren Händen, und in weiße Gewänder gehüllt, wandeln sie in feierlichem Zuge nach dem heiligen Grabe. Die Geistlichkeit kommt ihnen entgegen mit hocherhobenen Kreuzen und mit frommen Gesängen, und voll Andacht sinkt die siegreiche Schaar in den Staub. Gottfried wurde zum Könige von Jerusalem erwählt. Allein er weigerte sich beharrlich, da eine Königskrone zu tragen, wo sein Heiland die Dornenkrone getragen hatte, und begnügte sich damit, Beschützer des heiligen Grabes zu heißen. Er starb schon nach einem Jahre und ward in der Kirche des heiligen Grabes zu Jerusalem begraben. Auf sein Grab schrieben die trauernden Kreuzfahrer die einfachen Worte: „Hier liegt Gottfried von Bouillon, welcher dies Land der Christenheit wiedergewonnen hat. Seine Seele ruhe in Christo. Amen!" In den zweihundert Jahren, während welcher die Kreuzzüge dauerten, finb wohl an 7 Millionen Menschen ins Morgenland gezogen, und nur wenige von ihnen sahen ihr Vaterland wieder. Sollen doch sogar im Jahre 1212 gegen 40,000 Knaben aus Deutschland und Frankreich sich auf den Weg nach dem gelobten Lande gemacht haben, aber meist umgekommen oder in Sklaverei gerathen sein. Dennoch hatte das gcmze Unternehmen keinen Bestand. Das neue christliche Königreich in Jerusalem erhielt sich kümmerlich. Im Jahre 1291 ging auch die letzte Besitzung, die Stadt Ptolemais, verloren. _ Bei alledem haben die Kreuzzüge aber doch großen Einfluß geübt. Wie sie aus frischem Glauben hervorgegangen waren, so belebten sie auch den Glauben wieder und richteten den Sinn auf höhere Güter. Der Handelsverkehr wurde lebhafter und machte die Städte reich. Mancher Leibeigene gelangte in den Stand der freien Bauern, indem sein Herr, um Geld für die Pilgerfahrt zu bekommen, sich Abgaben und andere Lasten ablaufen ließ. Viel Leben ist durch die Kreuzzüge geweckt worden, welches später eine Reformation der ins Verderben gerathenen Kirche herbeiführen half. 71. Die Vehmgerichte. Fast das ganze Mittelalter hindurch befanv sich Deutschland in einem traurigen Zustande der Verwirrung und Unordnung, denn alle Versuche der deutschen Könige, einen gesetzlichen Zustand herzustellen, scheiterten an dem Trotz und der Zügellosigkeit der großen Vasallen. Da traten einige rechtlich gesinnte Männer zusammen, um vereint allen Ungerechtigkeiten und Gewaltthätigkeiten entgegenzuarbeiten. Zu diesem Zwecke errichteten sie ein Gericht, Dor welches sie Jeden, ohne Unterschied des Standes und
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