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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 205

1871 - Braunschweig : Wreden
— 205 — 73. Das Kitterthum. Die Zeit der Kreuzzüge war auch die Blüthezeit des Ritterthums, welches in Deutschland von Kaiser Heinrich I. begründet war. Aus den Reitern, die jener große deutsche König in seinem Lande zuerst zur Kriegsführung benutzte, entstanden später die Ritter, welche bald als ein besonderer Stand auftraten und die den Kriegsdienst zu ihrem Lebensberufe machten. Bald galt der Ritterstand als vorzüglich ehrenvoll, und ihm widmeten sich besonders die Reichen und die Adeligen. Schwer gerüstet, vom Kopf bis zu den Füßen mit Eisen bedeckt, von Jugend auf in den Waffen geübt, waren diese den gemeinen Kriegern, die zu Fuße dienten und schlechter bewaffnet waren, weit überlegen und bald zählte man ein Heer nur nach der Menge der Ritter. Um solche Vorzüge zu behaupten, mußte die Erziehung des Adels ganz kriegerisch sein. Die deutschen Knaben lernten deshalb oft eher „reiten als reden." Sobald der Knabe der ersten häuslichen Pflege entwachsen war, trat er, gewöhnlich im 7. Jahre, als Edelknecht oder Page in den Dienst eines anderen Ritters, den er als Vorbild für sein künftiges Leben betrachtete. Hier lernte er Zucht und Gehorsam, übte sich im Reiten und Fechten, säuberte seinem Herrn die Waffen, wartete ihm bei der Tafel aus und begleitete ihn aus die Jagd. In seinem 14. Jahre wurde er Knappe, empfing das Schwert und lernte nun den schweren Waffendienst. Als Waffenträger folgte er jetzt seinem Herrn auch in die Schlacht. Dem Herrn treu anzuhangen, im Kampfe das Leben für ihn einzusetzen, das galt ihm als die erste seiner Pflichten. So wurde die Treue die erste Tugend, die mit aller Kraft durch fortwährende Uebung sich dem jungen Gemüthe einpflanzte. Nach siebenjähriger, rühmlichst bestandener Knappschaft wurde der Jüngling, unter der Weihe der Religion, durch den Ritterschlag in die ebenbürtige Kampfgenossenschaft selbst ausgenommen. Nach vorhergegangenem Fasten und Beten empfing er die Sakramente, und aus den Händen der Ritter oder Edelfraueu Sporen, Panzer und Handschuhe. Dann knieete er nieder und einer der Ritter gab ihm mit entblößtem Schwerte drei Schläge auf die Schulter, wobei er durch feierlichen Eid gelobte, allen Pflichten eines ehrenwerthen Ritters getreu zu leben, die Wahrheit zu reden, das Recht zu schützen, und sein Schwert zur Vertheidigung der Religion, der Wittwen und Waisen und der verfolgten Unschuld, vor Allem aber gegen jeden Ungläubigen zu führen; zuletzt empfing er auch Helm, Schild, Lanze und Schwert. So wurden, in der begeisterten Stunde des Jünglingslebens, durch feierlichen Eid die übrigen männlichen Tugenden nochmals zum unverbrüchlichen Gesetze des ganzen Lebens erhoben, die Wahrheit, die Gerechtigkeit und die Frömmigkeit; und als Jnbgriff und zugleich als Lohn der vollkommenen Uebung derselben stand die Ehere, gleich einem leuchtenden Sinnbilde vor den Augen des jungen Ritters. In den Zeiten von Heinrich I. bis auf Heinrich Iv., unter den sächsischen und fränkischen Kaisern, war das Ritterthum erst in seinem i
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