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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 213

1871 - Braunschweig : Wreden
— 213 — keinem Andern verpflichtet, in löblicher Treue mir anhingen?" Diese Worte erzeugten Rührung, aber keine That; und der, dessen Rührung allein hätte in Thaten übergehen können, blieb nicht bloß versteinert gegen die Gründe des Rechtes, sondern auch gegen die Eindrücke, welche Stand, Jugend und Schönheit der Verurtheilteu auf Jeden machten. Da warf Konradin seinen Handschuh vom Blutgerüste herab, damit er dem Könige Peter von Arragonien als ein Zeichen gebracht werde, daß er ihm alle Rechte auf Apulien und Sicilien übertrage. Ritter Heinrich Truchseß von Waldburg nahm den Handschuh aus und erfüllte den letzten Wunsch seines Fürsten. Dieser, aller Hoffnung einer Aenderung des ungerechten Spruches beraubt, umarmte seine Todesgenossen, besonders Friedrich von Baden, zog dann sein Oberkleid aus und sagte. Arme und Augen gen Himmel hebend: „Jesus Christus, Herr aller Creaturen, König der Ehren, wenn dieser Kelch nicht vor mir vorübergehen soll, so befehle ich meinen Geist in deine Hände!" Jetzo knieete er nieder, rief aber dann noch einmal, sich emporrichtend, aus: „O Mutter, welches Leiden bereite ich dir!" Nach diesen Worten empfing er den Todesstreich. Als Friedrich von Baden das Haupt seines Freundes fallen sah, schrie er in unermeßlichem Schmerze so gewaltsam auf, daß Alle anfingen zu weinen. Aber auch sein Haupt fiel, auch das des Grafen Gerhard von Pisa. Vergeblich hatte Graf Galvau Lancia für sich und seine Söhne 100,000 Unzen Goldes als Lösungssumme geboten; der König rechnete sich aus dem Einziehen aller Güter der Ermordeten einen größern Gewinn heraus; auch überwog sein Blutdurst noch seine Habsucht. Denn er befahl jetzt ausdrücklich, daß die beiden Söhne des Grafen Galvan in dessen Armen und dann erst er selbst getödtet werde! Nach diesen mordete man -noch Mehrere; wer von den Beobachtern hätte aber ihren Namen erfragen, wer kaltblütig zählen sollen? Nur im Allgemeinen findet sich bezeugt, daß über Tausend allmälig auf solche Weise ihr Leben verloren. Die Leichen der Hingerichteten wurden nicht in geweihter Erde begraben, sondern am Strande des Meeres oder, wie Andere erzählen, auf dem Kirchhofe der Juden verscharrt. Zu all' diesen herzzerreißenden Thatsachen, die man nach genauester Prüfung als geschichtlich betrachten muß, hat Sage und Dichtung noch Manches hinzugefügt, was den schönen Sinn Teilnehmender bekundet, aber mehr oder weniger der vollen Beglaubigung ermangelt. Ein Adler, so heißt es z. B., schoß nach Kon-radins Hinrichtung aus den Lüften herab, zog seinen rechten Flügel durch das Blut und erhob sich dann auf's Neue. Der Henker ward, damit er sich nicht rühmen könne, solche Fürsten enthauptet zu haben, von einem andern niedergestoßen. Die Stelle des Richtsatzes ist, ein ewiges Andenken der thränenwerthen Ereignisse, seitdem immer feucht geblieben. Konradins Mutter eilte nach Neapel, ihren Sohn zu lösen, kam aber zu spät und erhielt bloß die Erlaubniß, eine Kapelle über seinem Grabe zu erbauen; mit welcher Erzählung unvereinbar Andere jedoch wiederum berichten, daß die Karmeliter aus Mitleid oder für Lohn den Leichnam Konradins nach Deutschland gebracht hätten. So viel ist gewiß, daß eine starke Säule von rothem Porphyr und eine darüber erbaute Kapelle, mögen sie nun später von reuigen Königen
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