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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 214

1871 - Braunschweig : Wreden
— 214 — oder teilnehmenden Bürgern oder auf Kosten der Kaiserin aufgerichtet worden sein, Jahrhunderte lang die Blutstelle bezeichneten, bis in unsern, gegen Lehren und Warnungen der Vorzeit nur zu gleichgültigen Tagen die Säule weggetragen, die Kapelle zerstört und an ihrer Stelle ein Schenk-hans angelegt wurde. So endete das stolze Kaisergeschlecht der Hohenstaufen. In Deutschland aber trat nach Konradins Tode die traurigste Zeit ein, die es je erlebt hat. Es war die kaiserlose, die schreckliche Zeit, die volle 19 Jahre dauerte. Die Zwietracht hatte alle Bande der Sitte und Ordnung zerrissen. Faustrecht und Raubritterwesen nahmen überhand wie niemals zuvor. Mord und Brand waren an der Tagesordnung. Kein deutscher Fürst begehrte die verachtete deutsche Kaiserkrone, sondern die Kurfürsten wählten zwei ausländische Männer, einen englischen Grafen und einen spanischen König als Kaiser. Beide aber gewannen kein Ansehen im Reiche und bekümmerten sich auch gar nicht um die Regierung. Der Engländer kam nur dreimal und der Spanier gar nicht nach Deutschland. Erst nach langer trauriger Zeit kam wieder ein Herrscher aus den deutschen Königsthron, welcher das in Noth und Elend versunkene Reich wieder aufrichtete. Dieser Retter war der Graf Rudolf von Habs- burg, der uns im folgenden Kapitel vorgeführt werden soll. 77. Rudolf von Habsburg. (1273-1291.) Fast zwanzig Jahre hatte die kaiserlose Zeit, welche man auch das Interregnum nannte, gedauert, als sich die deutschen Fürsten endlich wieder zur Kaiserwahl versammelten. Der Erzbischof Werner von Mainz brachte den Grafen Rudolf von Habsburg in Vorschlag. Zwar war er nicht mächtig an Land und Leuten, aber seine Biederkeit, seine Klugheit, sein ritterlicher Sinn und seine nngeheuchelte Frömmigkeit waren allenthalben bekannt. Einst ritt er von seinem Stammschloß, der Habsburg, im heutigen schweizerischen Kanton Aargau, zur Jagd ans. Da begegnete ihm ein Priester, der zu einem Sterbenden ging, um demselben das heilige Abendmahl zu reichen. Unterwegs hemmte ein angeschwollener Bach, dessen Steg das Wasser hinweggerissen hatte, die Fortsetzung der Reise des Geistlichen. Da stieg Rudolf vom Pferde und ließ sogleich den Priester aufsitzen. Als dieser am andern Tage dem Grafen das Pferd zurückbrachte, sprach Rudolf: „Verhüte Gott, daß ich zu Jagd und Streit das Roß wieder besteige, welches zu so heiligem Dienste gebraucht worden ist. Es gehört dir und sei fortan zu ähnlichen Diensten geweiht!" Auch der Erzbischof Werner hatte Rudolfs Freundlichkeit erfahren. Als er nämlich einst eine Reise nach Rom unternahm, geleitete ihn Rudolf sicher über die Alpen. Da sagte der Erzbischof beim Abschied: „Wollte Gott, Herr Graf, ich könnte euch diesen Dienst vergelten." Jetzt gedachte Werner dieses Versprechens. Ans seinen Vorschlag wurde Rudolf zum Kaiser gewählt und im Jahre 1273 zu Aachen feierlich gekrönt. Während alle Fürsten Rudolf als König anerkannten, hatte sich bis
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