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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 220

1871 - Braunschweig : Wreden
— 220 — Kind und legten aus das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte; da schwirrte die Bogensehne; da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Darüber erschrak der Vogt und ließ deu Schützen greifen und auf ein Schiff führen nachküßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darauf fürchtete der Vogt Zusammenlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhnwind ungestüm blies. Der See ging hohl, und die Schiffslente verzagten. Je weiter im See, desto größer die Todesnoth; denn da stiegen Uferberge jäh aus dem Abgrunde des Gewässers, wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abnehmen, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte es gegen die kahle Wand des Axenberges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung, — Tell hinaus auf die Platte (noch jetzt Tellsplatte genannt); das Schiff hinaus auf den See! Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und floh durch das Laud Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bosheit, so hat er in der Heimat mein Weib und Kind zum Pfande. Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen verhängen, wenn Landenberg schon, um zwei gebrochener Finger seines Knechtes willen, dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte? Wo ist der Richterstuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen Volkes Klage nicht mehr anhört? Ist aber kein Gesetz giltig, und ist Keiner, der da richtet zwischen mir und ihm, so stehen wir, Geßler, du und ich, gesetzlos beide, und Nothwehr richtet. Soll eins von uns beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder, Vogt Geßler du: so falle du, und Freiheit steige nieder!" So dachte der Tell und flog mit Pfeil und Bogen gen Küßnacht und harrte in der hohlen Gasse bei dem Orte. Da kam der Vogt, da schwirrte die Bogensehne; da brach der freie Pfeil das Herz des Gewaltherrn. Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unterdrückers vernahm. Die That des Tell verlieh hohem Muth, allein noch war die Nacht des Neujahrs nicht gekommen. Es kam die Nacht. Da ging einer der Jünglinge, die auf dem Rütli geschworen hatten, zur Burg Roßbach in Oberwälden; drinnen kannte er eine Magd. Diese zog ihn an einem Seile hinauf aus dem Burggraben. Drunten aber warteten noch zwanzig andere, die zog der erste auch hinauf. Wie alle oben waren, Gemeisterten sie sich des Amtmanns und seiner Knechte und der ganzen Burg. Als es Tag war, ging Landenberg aus der königlichen Burg bei Sarnen hervor zur Messe. Da kamen ihm aus Unterwalden zwanzig Männer entgegen, brachten Hühner, Ziegen, Lämmer und andere Gaben zum Neujahrsgeschenk. Der Vogt hieß sie freundlich in die Burg hineingehen. Da stieß unterm Thor einer von ihnen ins Horn. Schnell zogen Alle
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