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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 227

1871 - Braunschweig : Wreden
— 227 — — Albert Rindsmaul — Meister über ihn wurde. In dem Augenblicke, da er sich überwältigt sah, kam der Burggraf von Nürnberg angesprengt. An ihn ergab sich Friedrich, nachdem die Schlacht zehn Stunden gewüthet hatte und neben vielen tausend Menschen 5000 todte Pferde auf der Wahlstatt lagen. Der Gefangene sollte nun dem Kaiser vorgestellt werden. Er gerieth darüber in nicht geringe Bestürzung, denn er glaubte seinen Feind eigenhändig niedergehauen zu haben, und dies war ihm bis jetzt der einzige Trost in seinem Unglücke gewesen. Gebeugt und zaghaft erschien er vor ihm, denn er sah tiefen Demüthigungen und der rauhesten Behandlung entgegen. Ludwig aber empfing ihn mit Würde und Freundlichkeit, und sprach, indem er ihm die Hand bot, die Worte: „Vetter, wir sehen Euch gern, sehr gern." Was zwischen ihnen bei dieser ersten Unterredung weiter gesprochen wurde, sagt die Geschichte nicht. Dem hohen Gefangenen wurde aber erst ein Aufenthalt in dem Schlosse Dornburg angewiesen, und später wurde er dem Weigel von Lengenfeld zur Aufsicht übergeben, welcher ihn in seine Burg Trausnitz (nicht weit von der Stadt Arnberg in Bayern) in Verwahrung brachte. Nach der heißen Schlacht setzten sich die ermüdeten Sieger an die Tafel zu einem dürftigen Mahle. Es war nichts zu haben, als Brot und eine Schüssel voll Eier, und zwar von letzteren nur so viel, daß auf den Mann ein Ei kam, doch aber noch ein einziges übrig blieb. Nun fragte sich's, wer dieses bekommen sollte. Ludwig nahm es nicht für sich, er legte es mit seiner gewöhnlichen Freundlichkeit seinem Feldherrn Schwepper-mann auf den Teller. „Dem Mann ein Ei," sagte er, „und dem Schweppermaun zwei." Kaiser Ludwig gerieth nun in große Mißhelligkeit mit dem Papste, welcher es mit seinem Gegner hielt, und ihn aller Rechte aus das deutsche Reich für verlustig erklärte. Des gefangenen Friedrichs Bruder, Leopold, suchte diesen günstigen Umstand sogleich zu benutzen, und machte Anstalt, den Willen des Papstes zu vollziehen, allein ohne Erfolg. Da dieser Versuch mißlang, wandte er sich mit freundlichen Geberden an Ludwig, sendete ihm die Reichskleinode und bat ihn um die Befreiung des Bruders; denn so lange dieser in des Gegners Händen war, konnte nichts Ersprießliches vorgenommen werden. Er that noch mehr, er gewann einen Kerkerknecht Friedrichs, welcher versprach, ihn aus seiner Haft zu ent-lassen; Friedrich aber widersetzte sich diesem Versuche heimlicher Befreiung. Bald darauf erlangte er auf eine viel edlere Art seine Freiheit wieder. Ludwig, welcher, arm an Geld und an Menschen, sich nach Ruhe sehnte, ritt hinaus ans die Trausnitz, ließ sich in Friedrichs Gefängniß führen und bot ihm Befreiung und Versöhnung an unter der Bedingung, daß er der Kaiserkrone entsagen und ihm Beistand wider den Papst leisten sollte. Friedrich, welcher der Gefangenschaft müde war und eben so gut als Ludwig das Unglück einsah, welches die Fortsetzung ihres Krieges über Deutschland bringen würde, versprach und unterschrieb, was man von ihm verlangte. Unverzüglich wurde er hierauf in Freiheit gesetzt und reiste nach Wien ab. 15*
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