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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 231

1871 - Braunschweig : Wreden
— 231 — Verwünschungen, Drohungen und Gespött, ward er nach Magdeburg eingeführt, ohne indeß den Anblick eines Gebeugten zu bieten. Dies erregte den Zorn des Kirchenfürsten im höchsten Maße, und um den gefangenen ritterlichen Feind zu demüthigen, griff er zu einem schmachvollen Mittel. Es ward auf einem öffentlichen Platze von Balken und Sparren ein Käfig erbaut und Otto, den Magdeburgern zur Schau, in denselben eingesperrt. Elende Kost war seine Nahrung und Stroh sein Lager. Es ist leicht zu erkennen, welchen Eindruck die Kunde von einer so verabscheuungswürdigen Handlungsweise auf Otto's Brüder und seine Gemahlin Hedwig machen mußte. Erstere fielen verheerend in das Magdeburgische ein, ohne indeß dadurch die Befreiung des Markgrafen zu erwirken. Da erschien eines Tages bei der Markgräfin ein Dienstmann, Johann von Buch mit Namen, auf dessen Rath sie Alles, was sie an Gold und Kostbarkeiten besaß, zusammenraffte und sich nach Magdeburg begab. In kurzer Zeit war es ihr gelungen, die Domherren und Ritter durch Geldspenden für sich zu gewinnen. Alsbald ward in dem Kapitel (der Rathsversammlung der Domherren und Stiftsgeistlichen) für Freilassung des Gefangenen gegen ein Lösegeld von 4000 Mark Silber gestimmt. Otto gab sein fürstliches Wort, dies Geld in 4 Wochen herbeizuschaffen oder freiwillig in die Gefangenschaft zurückzukehren. So ward er vorläufig frei. Aber woher eine so große Summe nehmen? Und wieder wußte der alte, treue Johann von Buch Rath. Er führte den Markgrafen in die Kirche zu Tangermünde, zeigte ihm einen von Eichenholz und mit dicken eisernen Bändern wohlbeschlagenen Kasten und sagte: „Hier findet Ihr, was Ihr bedürft, Euer Vater vertraute meiner Treue diesen Schatz, um ihn seinen Söhnen zu überantworten, wenn sie einmal keinen Rath mehr wüßten." Der Kasten enthielt mehr als 4000 Mark an Gold- und Silbermünzen. Bald darauf erschien Otto wieder in Magdeburg und händigte das Lösegeld ein. „Wir sind also aus einander von Stund' an?" sagte der Markgraf, als er sich schon wieder auf fein Roß geschwungen hatte. „Ja", sagte der Erzbischof. „Pah!" rief Otto, „Ihr wißt doch wahrlich noch nicht, einen brandenburgischen Markgrafen zu schätzen. Ihr mußtet einen solchen Haufen Geldes fordern, daß ich, wenn ich zu Rosse sitze, mit ihm bedeckt werde und nicht einmal die Lanzenspitze herausschaut! Das wäre ein Preis für einen brandenburgischen Fürsten." Lachend sprengte er, den Entschluß zur Erneuerung der Fehde im Herzen tragend, zum Thore hinaus. Da aber der Erzbischof bald darauf starb und der Bruder Otto's, Erich, zum Erzbischof gewählt wurde, so blieben die Magdeburger mit den Assaniern gute Freunde. Den Beinamen „mit dem Pfeile" hatte Otto deshalb erhalten, weil er bei einer Belagerung am Kopfe mit einem Pfeile verwundet ward, den die Aerzte nicht herauszuziehen wagten. Später ist die Eisenspitze jedoch von selbst herausgefallen. Unter Otto's Regierung kam die Herrschaft Landsberg bei Halle an Brandenburg. Sein Nachfolger Waldemar, in dem sich alle großen Eigenschaften seiner Vorgänger vereinigten, war der letzte tüchtige Askanier. Nach ihm kam
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