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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 257

1871 - Braunschweig : Wreden
- 257 — Dieser Ausgang mußte den alten Kaiser tief niederdrücken. Er sah alle seine früheren Pläne vereitelt. Er erkannte, wie trügerisch alle irdische Macht und Größe ist. Darum beschloß er, die Last der Krone nicht länger zu tragen. Er übergab die meisten seiner Länder (Spanien, die Niederlande und die Besitzungen in Italien und Amerika) seinem Sohne Philipp, die deutsche Kaiserwürde seinem Bruder Ferdinand. Dann zog er sich in das spanische Kloster St. Just zurück und verbrachte seine Tage mit Gebet, Gartenbau, Drechslerarbeiten und Uhrmachen. Viel beschäftigte er sich mit dem Gedankem an den Tod. Dabei kam ihm einst der sonderbare Einfall, noch bei seinen Lebzeiten sein Leichenbegängniß zu feiern. Er legte sich in einen offenen Sarg, ließ sich von den Mönchen in die schwarzausgeschlagene Kirche tragen, Grablieder singen und Seelenmessen halten. Rings umher brannten Wachskerzen, und eine dumpfe Trauermusik hallte durch das weite Gewölbe. Das Alles erschütterte ihn so tief, daß er schon wenige Tage darauf — zwei Jahre nachdem er die Krone niedergelegt hatte — wirklich starb. 92. Friedrich der Weise. (1463-1525.) Einer der eifrigsten Beförderer der Reformation war der schon oft erwähnte Kurfürst von Sachsen Friedrich der Weise. Sein Geburtsort ist die Stadt Torgau a. d. Elbe. Kaum aber ist der Knabe zum Lernen fähig, so sehen wir ihn schon in Grimma, wo er mehrere Jahre hindurch die öffentliche Domschute besuchte. Später erhielt er einen besonderen Erzieher, den wackern Ulrich Kemmerlin, der ihn im Latein unterrichtete. Auch in den Naturwissenschaften und in der Geschichte genoß Prinz Friedrich einen tüchtigen Unterricht. Darum beschützte und beförderte er als Fürst nicht allein die Wissenschaften und Künste, sondern er pflegte und übte sie auch. Vor Allem liebte sein tiefes Gemüth die geistliche Musik, weshalb seine ausgezeichnete Kapelle ihn selbst auf seinen Reisen begleitete. Gottesfurcht und echte Frömmigkeit aber waren das Fundament seiner Erziehung und Bildung im elterlichen Hanse gewesen, und darauf baute er selbst zu jeder Zeit weiter fort. Als er in spateren Jahren gefragt wurde, welche unter den Tugenden die größte sei, antwortete er: „Die Gottesfurcht," und auf die Frage: welche Tugend dann? Und dann? wiederholte er die Antwort zum zweiten und dritten Male. Auf diesem festen Stamme erwuchsen Milde, Leutseligkeit, Geduld, Gerechtigkeit, Wahrheit und alle seine Fürstentugenden zum Segen seiner Erblande und für Deutschland. Sein Wahlspruch war: Tantum quantum possum, d. i.: „So viel ich kann." v. er ^ Sichre alt war, trat er die Regierung im Kurfürstenthum Sachsen an, welches damals den größten Theil von Thüringen, des heutigen Regierungsbezirkes Merseburg und einen Theil des jetzigen Königreichs Sachsen umfaßte. Dietlein, Bilder aus der Weltgeschichte. 17
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