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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 335

1871 - Braunschweig : Wreden
— 335 — 113. Napoleons Zug nach Nußland. (1812.) Im Frühjahr 1812 hatte Napoleon seine Rüstungen soweit gebracht, daß er gegen Rußland ziehen konnte. Eine ungeheure Heeresmacht von 600,000 Mann, 1345 Geschützen und 187,000 Pferden wälzte sich von Westen nach Osten. Der König von Preußen war gezwungen, 20,000 Mann zu stellen und der Rheinbund 100,000 Mann, auch Oesterreich trat mit dem Gewalthaber in ein Bünduiß und mußte 30,000 Mann hergeben. So zog die „große Armee" gegen die Russen. Siegesgewiß rief Napoleon, als er Rußland betrat: „Rußlands Verhängniß muß erfüllt werden." Und doch sollte die Sache anders kommen. Zwar erstürmte er Smolensk und gewann an der Moskwa eine blutige Schlacht. Aber mit trüben Ahnungen zog er nach Moskau, der Hauptstadt, hin. Am 15. September langte er mit seinen Schaaren vor den Thoren an; sie standen offen. Er zog ein. Eine schauerliche Stille lag über der ungeheuren Stadt, denn Straßen und Häuser waren menschenleer. Napoleon nahm seine Wohnung in dem ehrwürdigen Schlosse der russischen Kaiser, dem Kreml. Aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Hause die Flammen aus, welche vier Tage lang wütheten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende October mußte Napoleon den Rückzug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosaken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheer entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich begann der in den öden Steppen Rußlands so harte Winter. Die fliehenden Schaaren hatten keinen Schutz gegen seine Strenge; ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zitterten ans dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet, nirgends ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind, kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem Morgen lagen Haufen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog — hinter ihm her waren die russischen Schaaren —, da brachen die Brücken, und Tausende fanden in den Flnthen ihr Grab. — Da verließ Napoleon heimlich das Heer, und in einem Schlitten fuhr er nach Frankreich. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen. Der hatte gesagt: „Bis hierher und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!" Den Oberbefehl über die Trümmer seines Heeres überließ er seinem Schwager Murat, dem Könige von Neapel. Seitdem wich alle Zucht und Ordnung, und das Elend der Franzosen überstieg jedes Maß. Alles lief wild durcheinander; nur wenige Reiter hatten noch Pferde. Vielen fehlte
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