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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 401

1871 - Braunschweig : Wreden
— 401 - Die Bildergallerien in Wien, München, Prag und Dresden verdanken dem Lukas Kranach ihre Entstehung. So lieblich auch oft die Gesichter dieses Malers sind, so haben die Figuren doch den Fehler, daß sie nicht die rechte Gewandung zeigen; alte römische Feldherren und Senatoren sind gekleidet wie sächsische Ritter oder witteubergische Bürgermeister. Außer seinen größeren Oelmalereien machte Kran ach noch treffliche Miniaturgemälde; man findet sie noch in den Gebet- und Geschichtsbüchern der damaligen Kurfürsten. Da Lukas Kranach mit ganzer Seele an seinem Herrn hing, so betrübte ihn der Tod des guten Friedrich gar sehr. Er war unter denen, welche der kurfürstlichen Leiche folgten, als diese von dem Schlosse, wo Friedrich gestorben war, nach Wittenberg gebracht wurde; dabei hatte er die Ehre, jedem Armen auf Befehl des neuen Kurfürsten Johann einen Groschen auszuhändigen. Auch Johann starb schon 1532, doch ersetzte ihm Johann Friedrich durch große Gnade und unbedingtes Vertrauen den Verlust reichlich, so daß Kran ach recht eigentlich der Freund des Kurfürsten wurde. — Das harmlose Leben des Malers ward sehr getrübt durch schwere Verluste; sein ältester Sohn Johann starb auf einer Reise nach Italien, fünf Jahre darauf verlor er auch seine geliebte Frau und nach abermals fünf Jahren feinen Freund Luther, der so gern mit ihm verkehrt hatte. Aber fast noch mehr, als diese häuslichen Kümmernisse, schlugen den alten Mann die Unglücksfälle nieder, die seit 1547 sein Vaterland Sachsen und seinen Kurfürsten trafen. Als Kaiser Karl nach dem Siege bei Mühlberg vor die Residenz Wittenberg rückte und sie belagerte, waren fast alle angesehenen Einwohner, selbst der edle Melanchthon, aus Furcht vor Kriegsungemach, fortgegangen. Nur Kranach hielt es für seine Bürgerpflicht, zu bleiben und zu erwarten, was da kommen würde. Als Kart die Stadt erobert hatte, erinnerte er sich des berühmten Malers, und daß dieser ihn einst in seinen Kinderjahren gemalt habe. Er ließ ihn daher in sein Lager holen und sprach mit ihm dies und jenes über Gegenstände der Kunst. Ein Zeitgenosse erzählt darüber Folgendes: „Als der alte Maler Lukas aus der Stadt in des Kaisers Zelt gefordert war, zeigte ihm Karl an, daß ihm der gefangene Kurfürst auf dem Reichstage zu Speyer eine schöne Tafel geschenkt, so er, Lukas, gemalt, und die er, der Kaiser, oft mit sonderlichem Wohlgefallen angesehen hätte. „Es ist aber zumecheln", fuhr der Kaiser fort, „in meinem Gemache eine Tafel, auf welcher du mich, als ich noch jung war, gemalt hast. Ich begehre deswegen zu wissen, wie alt ich damals gewesen bin." Darauf hatte der alte Lukas geantwortet: „Ew. Majestät war damals acht Jahre alt, als Kaiser Maximilian Euch bei der rechten Hand führte und Ew. Gnaden in Niederland huldigen ließ. Indem ich aber anfing, Ew. Majestät abzureißen, hat Ew. Majestät sich stetig gewendet, worauf Euer Präceptor, welchem Eure Natur wohl bekannt, vermeldet, daß Ew. Majestät ein sonderliches Gefallen zu schönen Pfeilen trüge, und darauf befahl, daß man einen kunstreich gemalten Pfeil an die Wand gegenüber stecken sollte, davon Ew. Majestät die Augen niemals gewendet und ich desto besser das Eontersei zu Ende gebracht." — Da hat der Kaiser dem Lukas freundlich zugesprochen. Als aber der gute alte Mann an seines Vaterlandes Unglück dachte, ist er mit weinenden Augen Dietlein, Bilder aus der Weltgeschichte. 26
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