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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 405

1871 - Braunschweig : Wreden
— 405 — jeden Donnerstag Arme in das Pfarrhaus. Statt ihnen nun das Brot vor der Thür reichen zu lassen, rief Francke sie in sein Hans, sprach mit den Kindern über den Katechismus, während die Alten zuhörten. Nach einer Viertelstunde entließ er sie mit einem kurzen Gebet. Um aber den Armen auch leibliche Gaben reichen zu können, entzog er sich bei eigner Armuth eine Zeitlang das Abendessen. In seinem Hause befestigte er eine Armenbüchse. Von Zeit zu Zeit wurden da Kleinigkeiten hineingelegt. Einst aber fand er darin 7 Gulden, die eine wohlthätige Frau hineingethan hatte. Als er das Geld fand, sagte er: „Ich will damit eine Armenschule stiften." Noch an demselben Tage kaufte er für zwei Thaler Bücher und nahm einen Studenten an, der die Kinder täglich zwei Stunden unterrichten sollte. Obgleich nun von 27 ausgetheilten Büchern nur 4 zurückgebracht wurden, so ließ sich Fraucke nicht in seinem angefangenen guten Werke hindern; er kaufte neue Bücher und gab dreimal die Woche Almosen. Bald kamen auch noch Bürgerkinder hinzu, brachten wöchentlich einen Groschen Schulgeld, so daß der Lehrer besser bezahlt werden konnte, und schon im ersten Jahre war die Schülerzahl auf 60 gestiegen. Bald war seine Psarrwohnuug zu enge für alle Schüler. Er miethete im Nachbarhause eine Stube und bildete zwei Classen, eine für die armen, eine zweite für die Bürgerskinder, jede mit ihrem besonderen Lehrer. Der Unterricht allein, das sah Francke nun bald, war nicht genügend, gute Menschen zu bilden, es regte sich in ihm der Wunsch, die Kinder auch zu erziehen, ein Waisenhaus zu errichten. Ein Freund schenkte ihm zu dem Behufe 500 Thlr., im November 1695 waren schon 9 Waisen beisammen, welche bei Bürgersleuten untergebracht wurden, der Studiosus Neubauer war ihr Aufseher. Für die Armenschule kaufte er ein Haus. Der Anfang des Pädagogiums fiel'in dieselbe Zeit, indem Francke drei junge Adlige übergeben wurden, damit sie unter seiner Aufsicht unterrichtet und erzogen würden. Da mit Francke's Ruhm auch die Zahl seiner Schüler wuchs, so faßte er den Plan, ein eigenes Waisenhaus zu bauen; Neubauer ging nach Holland, um sich dergleichen Anstalten zu besehen, und nach seiner Rückkehr dirigirre er den Bau seines Hauses, zu dem am 24. Juli 1698 der Grundstein gelegt wurde. Von nun an wuchsen die Anstalten für Erziehung und Unterricht mit jedem Jahre. Wenn man heute die Regelmäßigkeit der Gebäude sieht, fühlt man sich etwa versucht zu glauben, daß Francke einen so großartigen Plan gleich zu Ansang gehabt habe. Es entstand jedoch immer eins nach dem andern; und wenn man bedenkt, mit welchen Mitteln er alles anfing, so kann man nicht genug erstaunen über den Segen Gottes, der mit Allem war, was Francke in uneigennütziger, christlicher Liebe begann. Eine Unzahl von Beispielen erzählt er in einem eigenen Kapitel seiner „Fußtapfen", das er überschrieb: „Exempel göttlicher Providentz." Er erhielt immer, wenn die Noth am größten, das, was er brauchte, bald Summen von 50, 100, 1000 und mehr Thalern; ein stiller Freund der Anstalten, ein gewisser Burg st aller, gab Francke ans seinem Sterbebette eine Anweisung zu einer sehr herrlichen Arznei. Diese Mittel, die Wunderkuren bewirkt haben sollen, brachten der Waisenhausapotheke einen jährlichen Gewinn von 30—40,000 Thlr., woraus sich denn auch einigermaßen
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