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1. Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 172

1873 - Frankfurt a.M. : Jaeger
172 nur durch die schlanken Thürme (Minarets), von denen die Muezzim die Stunden des Gebetes abrufen. Allgemeinen ist die arabische Architektur im Einklänge mit orientalischer Lebensweise eine mehr innere als äußere, besonders bei den Palästen und Wohnhäusern. Während das meist schmucklose Aeußere der Gebäude nur hohe Wände mit wenigen unregelmäßig darin angebrachten Fenstern zeigt, ist im Innern alles reich verziert. Besonders an dem wesentlichsten Theile dieser Gebäude, den Säulenhallen, welche den offenen Hof umgeben, entfaltet sich eine reiche Dekoration. Für die Säulen gibt es dabei keine bestimmten Ordnungen und Verhältnisse, wie in der griechischen und römischen Architektur; sie sind bald niedrig und schwer, bald schlank und zierlich, letzteres besonders in der späteren Zeit. Für die Bogen der Arkaden, der Thür- und Fensteröffnungen bildeten sich in den verschiedenen Gegenden arabischer Herrschaft, neben dem selten vorkommenden Halbkreis, drei Formen aus: iu Aegypten und Sicilien der aus zwei Bogenstücken geformte Spitzbogen, in Persien und Indien der an die Form des Schifsskieles erinnernde Kielbogen, iu Spanien der Hufeisenbogen. Die Wände über diesen Bögen sind, wie überhaupt alle Flächen, mit Verzierungen, „Arabesken", bedeckt, welche entweder aus flachem Relief iu farbigem Stuck bestehen oder in lebhaften Farben gemalt sind. Dieselben sind meist aus den mannigfaltigsten Verschlingungen gerader oder gebogener Linien oder Bänder, zuweilen an Pflanzenformen erinnernd, gebildet und bringen im Gesammteindrnck eine glänzende Wirkung hervor. Ein wesentlich charakteristischer Theil der Verzierungsweise sind ferner die Inschriften, Sprüche aus dem Koran oder Verse, meist an den Hauptstellen der verzierten Theile angebracht. Die Inschriften des älteren Stiles, die sogenannten kufischen, haben selbst eine streng ornamentistische Form und verbinden sich harmonisch mit den übrigen Verzierungen. Später findet die Cursivschrift, welche ein rein willkürliches Gepräge trägt, mehr Anwendung. Die maurischen Bauwerke Spaniens unterscheiden sich von denen der übrigen muhamedanischen Völker ebenso, und auf dieselbe anziehende Weise, wie die Geschichte und das Leben des Volkes selbst, das sie errichtet. Es ist über sie etwas von der gemesseneren Weise, von der klaren Besonnenheit des abendländischen Geistes ausgehaucht. Unter den maurischen Bauwerken ist vor allen wichtig die Moschee von Cordova,*) welche in ihrer Grundform eine Annäherung an die altchristlichen Basiliken zeigt. Der Vorhof ist von dem eigentlichen Gebäude abgeschlossen, dessen Raum anfänglich durch zehn Säulenreihen, in der Hauptrichtung von Norden nach Süden, in elf Schiffe getheilt wurde. Später wurden an der Ostseite noch acht Schiffe hinzugefügt, die aber die Symmetrie der Anlage störten. Jede Arkadenreihe besteht aus 32 Säulen, so daß der perspektivische Durchblick einen Wald von Säulenstämmen zeigt. Der Wechsel des verschiedenfarbigen Materials, die reichen Durchbrechungen, welche sich mit denen der benachbarten Arkaden mannigfach verschieben, der Glanz eines üppigen Arabeskenspieles, welches hier die Wände und Bogenflächen bedeckt, verbinden sich zu einem märchenhaften Zauber. Denkt man dazu die pracht-üolle ehemalige Ausstattung, die goldenen Flügelthüren, den aus gediegenen Silberplatten zusammengefügten Boden des Heiligthums, und über alles das den Glauz jentt zehntausend silbernen Lampen, mit welchen die Freigebigkeit der Erbauer diese *) Begonnen im Jahr 786.
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