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1. Schumann-Heinzes Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 54

1895 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 54 — sailles auch am brandenburgischeu Hof entfaltete. Die Zahl der Beamten und der Dienerschaft am Hofe war Legion, und die glänzendsten und kostspieligsten Festlichkeiten folgten schnell auf einander. Dazu verschlangen die Kriege, an denen Friedrich teil nahm, viele Millionen, so daß, um alle diese bedeutenden Ausgaben bestreiten zu können, die ohnehin schon durch Steuern schwer belasteten Unterthanen mit neuen Steuern belegt wurden. Man erhob eine Kopf-, eine Karossen- und eine Perrücken-Steuer, und doch herrschte am Hofe Geldnot nach wie vor. Diese benutzte ein schlauer Betrüger, 'welcher sich Gras R u g g i e r o nannte und vorgab , daß er mittelst der Alchimie Gold machen könne. Lange Zeit hinterging und betrog er den König, bis er endlich überführt und zur Strafe in einem Kleide von Goldschaum an einem mit Goldschaum beklebten Galgen gehenkt ward. Am nachteiligsten war aber die Regierung des Ministers W arten -berg und seiner Gesinnungsgenossen Wartensleben und Wittgenstein, die vom Volke als „das dreifache Weh" bezeichnet wurden. Wartenberg gebrauchte für seine Tafel allein 30000 Thaler, und seine anmaßende Frau, von niederer Herkunft und ohne alle Bildung, vergeudete die größten Summen. Endlich wurden durch den Kronprinzen die Betrügereien Wartenbergs entdeckt und dieser abgesetzt. 6. Der König war dreimal vermählt. Seine zweite Gemahlin war Sophie Markotte, die Tochter des Kurfürsten von Hannover. Von hoher Begabung, hatte sie schon frühzeitig eine sorgfältige Ausbildung erhalten. Sie sprach in ihrem fünften Jahre französisch, italienisch, englisch und deutsch mit gleicher Fertigkeit. .Die Liebe zu den Wissenschaften, insbesondere zur Philosophie, wurde durch deu bedeutenden Philosophen Leibniz in ihr erregt, den sie durch ihr fortwährendes Fragen oft in Verlegenheit brachte. „Es ist nicht möglich," sagte er oft, „Sie zufrieden zu stellen; Sie wollen das Warum vom Warum wissen." Der Prunk und die steifen Förmlich- " ketten am Hofe ihres Gemahls zu Berlin waren ihr sehr zuwider, sie zog sich deshalb am liebsten nach ihrem Schlosse Charlotten bürg zurück, das ihr Gemahl in dem Dorfe Liehen bei Berlin von Schlüter und seinem Baumeister Eosander von Göthe hatte erbauen lassen. Hier sammelte sie einen Kreis von gelehrten Männern und schönen Frauen um sich und pflegte neben geistreicher Unterhaltung und Vorlesen Musik und Bühnenspiel. Auch erfreute sie sich an den Streitigkeiten gelehrter Männer über Fragen aus dem Gebiete der Religion und Philosophie und setzte oft die Fachgelehrten durch ihre Fragen in Verlegenheit. Die Pflege der Wissenschaften und Künste wurde durch sie auch in weiteren Kreisen verbreitet, insbesondere übte sie auf die Residenz Berlin einen bildenden Einfluß aus. Sie starb, erst 37 Jahre alt, im Jahre 1705. 7. Am 25. Februar 1713 verschied der König, nachdem ihm noch die Freude zu teil geworden war, den Enkel zu sehen, der nachmals unter dem Namen Friedrich der Große die Zierde des preußischen Königsthrons werden sollte. Sein treues Volk hat ihn herzlich beweint; es schrieb die Mißgriffe, welche unter seiner Regierung gemacht
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