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1. Schumann-Heinzes Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 56

1895 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 56 — bei Malplaquet geblieben. Die Günstlinge und Hofleute seines Vaters fürchteten ihn, weil er nicht gar säuberlich mit ihnen umging. An den fremden Höfen hieß es aber, daß der Kronprinz gewaltsam, eigenwillig und beschränkt sei, keine andere Bildung habe, als die der Kaserne, und daß er keine anderen Formen des Umgangs kenne als Kommandieren und Gehorchen. 3. Gleich nach dem Tode fernes Vaters schaffte er den prachtvollen Hofhalt ab und richtete sich einfach und bürgerlich ein. Er behielt nur eine kleine Zahl Hofbeamte und diese nur mit geringem Gehalte. Sparsamkeit wurde jetzt die Losung. Für das königliche Haus wurden im Etat statt 624 000 Thaler nur 52 000 angesetzt. Von seiner ihm von Gott verliehenen Stellung als König eines großen Staates hatte er einen hohen Begriff, er verlangte darum unbedingten, augenblicklichen Gehorsam, ohne Widerrede. „Raisonniere er nicht!" fuhr er den an, der nicht augenblicklich gehorchte; auch war das der übliche Bescheid auf alle Eingaben und Vorstellungen. Er konnte nicht den leisesten Widerspruch vertragen, wiewohl er sich von Verschlagenen, die sich in seine Launen zu schicken wußten, leicht täuschen und leiten ließ; doch wurde er sehr erbittert, sobald er dies merkte. Vor seinem Jähzorn zitterten alle; es war nichts Ungewöhnliches, wenn er eigenhändig mit dem Stocke dreinsuhr. An die Arbeitskraft und Pflichttreue feiner Beamten stellte er die höchsten Anforderungen. Er liebte genaue Wahrheit und strenge Gerechtigkeit und eine fast übertriebene pünktliche Ordnung in den Geschäften. Um alles bekümmerte er sich selbst, ohne ihn durfte nichts gethan werden. Er arbeitete von früh bis spät, er fchlief wenig und unruhig; die schlechtesten Wege, Wind und Wetter, Eis und Schnee hielten jhit nicht ab; nichts ging ihm zu schnell. Dasselbe verlangte er von seinen Beamten, die alle vor ihm zitterten. Den Thorschreiber zu -Potsdam prügelte er mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Thorschreiber!" höchst eigenhändig aus dem Bette heraus, weil er die Bauern des Morgens so lange vor dem Thore warten ließ, ohne zu öffnen. 4. |)te Werwaktung. Mit dem ihm eignen Scharfblick hatte der König erkannt, durch welche Mittel einzig und allein das preußische Land in seiner Stellung anderen Mächten gegenüber und in seinem Wachstum geschützt, gemehrt und befördert werden konnte. Die Mittel waren: Hetd mtb Soldaten. Er selbst wollte, wie er bet seinem Regierungsantritt dem Fürsten von Anhalt sagen ließ, „der Finanzminister und der Feldmarschall des Königs von Preußen sein." Unablässig war er deshalb für die Verwaltung und die Finanzen und für Mehrung und tüchtige Ausbildung des Heeres thätig. Die Armee hat er während feiner Regierungszeit fast um das Doppelte vermehrt; bei feinem Tode konnte er feinem Sohne ein Heer von 89 000 Mann hinterlassen. Bei der Ausbildung feiner Truppen stand ihm der gleichgesinnte Fürst Leopold von Dessau, „der alte Deffauer", fein berühmter Exerziermeister, getreulich zur Seite. Es gab in Europa keine schöneren Soldaten als die preußischen; der König pflegte sie feine „sieben, blauen Kinder" zu nennen. Jährlich
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