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1. Schumann-Heinzes Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 89

1895 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 89 — dritten schlesischen Kriege, vor allem aber nach Beendigung des letztern, des siebenjährigen Krieges. Durch ihn hatte Preußen furchtbar gelitten. Eine halbe Million Menschen, das will sagen, fast den achten Teil seiner Einwohner, hatte der „Krieg verschlungen. Furchtbar waren die Verwüstungen, die Russen, Österreicher und Sachsen angerichtet hatten. Ganze Städte waren abgebrannt, der Bauer war von seiner Scholle vertrieben, der Adel verarmt, die kleinen Leute ruiniert, ein Drittel der Bevölkerung Berlins lebte von Armenunterstützung, und das Vieh war in der Neumark wie ausgestorben. Handel und Wandel lag darnieder. Da zeigte Friedrich, daß er nicht allein ein großer Schlachtensieger, sondern auch ein weiser Gesetzgeber und Staatsordner, ein wohlwollender und sorgsamer Landesvater war. Zunächst galt es, die Wunden des Krieges zu heilen, die sich in den Odergegenden, einem Teile der Marken und Pommern besonders bemerkbar machten. Er verteilte 40 000 Scheffel Getreide aus seinen Magazinen zur Aussaat und schenkte Tausende von Militärpferden den Bauern zur Landbestellung. Außerdem erließ er den verarmten Bewohnern dieser Gegenden die Steuern zum großen Teile und baute aus Staatskosten zerstörte Ortschaften wieder auf. Im Verlauf weniger Jahre entstanden in Schlesien, Pommern und der Neumark über 15 000 neue Häuser. Sehr reichliche Mittel spendete er, wenn es galt, abgebrannte Ortschaften wieder aufzubauen. Als ihm einmal die Greiffenberger dafür dankten, antwortete er: „Ihr habt nicht nötig, Euch bei mir dafür zu bedanken, es ist meine Schuldigkeit, meinen verunglückten Unterthanen aufzuhelfen; dafür bin ich da." Die baren Geldmittel, die det König zur Aufhülfe des Ackerbaues und der Gewerbe in den vierundzwanzig Jahren seiner Regierung nach dem Frieden verausgabte, betrugen allein 34 Millionen Thaler. Solche Großmut ist dem Könige um so mehr anzurechnen, weil sie nur durch seine eigene Sparsamkeit ermöglicht wurde. Er handelte nach dem Grundsätze, daß sein Schatz nicht ihm, sondern dem Staate gehöre, der ihn aufbringen müsse. Darum lebte er auch so einfach, daß er für seine Hofhaltung nicht mehr als durchschnittlich 220 000 Thaler in Anspruch nahm, während andere Fürsten kleiner deutscher Länder,, z. B. der Herzog von Württemberg, mehr als das Sechsfache verbrauchten, der größeren Höfe ganz zu gefchweigen. „Da Preußen arm ist", sagte Friedrich, „muß der Regent dieses Landes sparsam sein. Giebt er das Beispiel der Verschwendung, so werden seine Unterthanen, die arm - sind, ihm nachzuahmen suchen und sich dadurch ruinieren." 2. Um die geringen Einkünfte feines Staates zu steigern, pflegte er besonders die Industrie. In allen Teilen seines Landes legte er auf Staatskosten eine Menge Fabriken an oder unterstützte solche durch Geld und Privilegien. Die Einfuhr solcher Waren, die in den heimischen Fabriken selbst gefertigt werden konnten, wurde verboten oder mit sehr hohen Eingangszöllen belegt. Eine Anzahl von Handelszweigen monopolisierte der König, so trieb er Alleinhandel mit Tabak und Kaffee. Es blühten unter des Königs Leitung die Leinwand-,
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