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1. Schumann-Heinzes Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 151

1895 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 151 — langten von der Regierung eine bedingungslose Annahme der liberalen Forderungen. Da versprach am 18. März der König durch ein Patentis.mürz eine Verfassung und seine Mitwirkung für Verbesserung des deutschen Bundes. In großen Scharen zog nun die Bevölkerung Berlins auf den Platz vor dem königlichen Schlosse, um unter lautem Jubel dem Könige zu danken, der vom Balkon des Schlosses herab noch einmal seinen wichtigen Entschluß verkündete. Da wurden plötzlich von unbekannter Hand zwei Gewehrschüsse abgefeuert, die das Volk in unbeschreibliche Aufregung versetzten. Die Menge schrie: „Wir sind verraten. Zu den Waffen!" und in wenigen Stunden waren die Straßen versperrt und an Fenstern und Barrikaden Bewaffnete aufgestellt. Vergeblich kamen Boten aus dem Schlosse, welche die Schüsse einem Mißverständnisse zuschrieben: die revolutionären Führer des Volkes schürten durch glühende Reden die Kampflust. Nachmittags 3 Uhr entbrannte ein fürchterlicher Straßenkampf, der bis in die Nacht hinein währte; als aber der Morgen des 19. März anbrach, waren des Königs Truppen überall Sieger. Dem landesväterlichen, weichen Herzen des Königs hatte es großen Kummer bereitet, mit Gewalt der Waffen gegen seine eigenen Unterthanen einschreiten zu müssen, und er ließ, um die Hand zur Versöhnung zu bieten, die Truppen aus Berlin abziehen. Dadurch gewann in Berlin eine zügellose Volksherrschaft die Oberhand. Obgleich aber das entartete Volk dem edlen Könige vielfach Kränkungen zufügte, fo blieb er doch seinem Versprechen treu: er ernannte ein freisinniges Ministerium, das sogenannte „Märzministerium", und berief am 22. März eine preußische Nationalversammlung, um mit ihr eine neue Verfassung zu vereinbaren. Diese trat im Mai zusammen, geriet aber bald unter die Herrschaft des zügellosen Pöbels. Als dieser aber am 14. Juni das Zeughaus stürmte und am 31. Oktober sogar den Sitzungssaal der Nationalversammlung förmlich belagerte, da berief der König am 2. November ein neues Ministerium unter dem Grafen von Brandenburg und dem Freiherrn von Mantenffel. Dieses „Ministerium der rettenden That" verlegte am 9. Nov. die Nationalversammlung nach Brandenburg, und da die Majorität dennoch ihre Sitzungen fortzusetzen beschloß, rückte General Wrangel am 16. Nov. mit 15 000 Mann in Berlin ein, entwaffnete ohne alles Blutvergießen die Bürgerwehr und schloß die Sitzungssäle der Nationalversammlung. Am 5. Dez. sprach der König die Auflösung der Nationalversammlung aus und gab, getreu seinem Worte, eine von ihm selbst aufgestellte (oktroyierte) freisinnige Verfassung. Diese stellte das System der zwei Kammern an die Spitze. Mit dem so gewählten neuen Landtag wurde die oktroyierte Verfassung revidiert und am 31. Januar 1850 als Staatsgrundgesetz verkündet. Am 6. Februar 1850 beschwor Friedrich Wilhelm Iv. diese Verfassung, und damit war Preußen in die Reihe der konstitutionellen Staaten eingetreten. Das Verfassungswerk wurde vollendet, als am 12. Okt. 1854 an Stelle der ersten Kammer das Herrenhaus (269 Mitglieder) trat, welches außer den großjährigen königlichen Prinzen,
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